Fortsetzung

Moin und Hallo.

 

Schön, euch wieder dabei zu haben.

Heute geht es weiter mit dem zweiten Teil von:

nicht schuldig im Sinne der Anklage.

Es ist Abend und Ella fühlt sich in ihrem Zuhause beobachtet und bedroht.

Schaut, wie es weiter geht.

Für alle, die den Anfang noch nicht kennen, einfach ein Stück herunterscrollen und los lesen.

 

Ja, Ella, such du nur. Ich habe ein gutes Versteck. Und ich habe Zeit. Viel Zeit. Zeit, dich zu beobachten. Zeit, deinen Körper zu studieren. Zeit, mir zu überlegen, wie es sein wird, wenn ich dir nahe bin. Oh. Wunderbar. Nun hast du deine Bettdecke an die Seite geschoben. Es ist noch sehr warm hier im Zimmer. So mag ich es. Warm und feucht. Das kommt mir zugute. Der sanfte Wind lässt dein Nachthemd aufbauschen und durch den Mondschein kann ich deine wohlgeformten Beine sehen. Ich mag die Wäsche, die du trägst. Die Spitze, die vieles verhüllt und doch mehr zeigt.  Ich sehe die Härchen, die sich nun aufstellen. Ich kann den sanften Schweißfilm auf deiner Haut erkennen. Du riechst nun anders. Betörend. Ach, das wird schön werden. Leise bewege ich mich näher an sie heran.

Da ist es wieder. Das Geräusch. Hier im Raum. Hier in ihrem Schlafzimmer. Erst hat es Ella nur im Unterbewusstsein wahrgenommen. Mehr geahnt als gehört. Dann war sie wach. Hellwach. Sie unterdrückt den Impuls aus dem Bett zu schnellen und das Licht anzudrehen. Das hat keinen Sinn. Bei drohenden Angriffen muss man sich klug verhalten und ruhig. Seinen Gegner in Sicherheit wiegen. Ella zwingt sich, nicht den Atem anzuhalten, sondern tief und gleichmäßig die Luft ein und ausströmen zu lassen. Nebenbei lauscht sie. Wartet. Horcht. Ihre Ohren sind wie Antennen auf Empfang gestellt. Krampfhaft überlegt sie, wie sie die Attacke abwehren kann. Wann ist der rechte Moment. Sie hat nur einen Versuch, da ist sie sich sicher.

Sie kann die Spannung kaum noch ertragen. Sie muss sich bewegen. Betont langsam und mit entspanntem Gesicht dreht sie sich von der Seite auf den Rücken. Jetzt kann sie besser hören. Hat die Möglichkeit, wenn sie die Augen leicht öffnet, mit einem Blick den ganzen Raum erfassen. Sie darf nur vorsichtig die Lider etwas heben. Nicht zu stark blinzeln. Ihr Gegner darf nicht erkennen, dass sie wach ist. Das wäre fatal. Dann hätte sie ihre einzige Chance verpasst.

Ich möchte noch näher heran. Viel näher. Aber ich kann mich beherrschen. Noch ist dein Schlaf nicht tief genug. Noch ist mir dein Atem nicht gleichmäßig genug. Aber ich habe ja Zeit, viel Zeit. Ich genieße es, hier zu sein und zu warten. Minute für Minute, Moment für Moment. Nun hast du dich umgedreht und ich kann noch mehr von deinem Körper erkennen. Die Brüste und den zarten Hals, dein inzwischen entspanntes Gesicht. Bald wird es nicht mehr entspannt sein, sondern von Entsetzen geprägt. Ha, das ist immer einer der schönsten Momente. Wenn die Erkenntnis kommt, dass das Unabänderbare eingetroffen ist. Wenn mein Triumph erfolgt ist. Wenn ich dir nah gewesen bin. So war es auch bei all den anderen.

Die Hitze ist unerträglich. Kein Windzug ist im Raum zu spüren. Ella bemerkt den Schweiß, der das Nachthemd wie eine zweite Haut auf ihren Körper geklebt hat. Sie kommt sich entblößt vor. „Die Drehung war eine blöde Idee“, überlegte Ella. Bei dem Gedanken, was sie für einen Anblick bieten würde, wurde ihr ganz flau in der Magengegend. Nun war es zu spät. Sie konnte nur abwarten. Lauschen. Den rechten Moment abpassen. Warten. Lauschen. Still liegen bleiben. Gleichmäßig atmen, Schlaf vortäuschen.

So, langsam wird es Zeit. Du siehst friedlich aus im Schlaf. Schaden, dass es nicht so bleiben kann. Ich mach mich auf den Weg. Leise, ganz leise….

„Es geht los“ ist alles, was Ella denken kann und spannt alle Muskeln an.

Klatsch – „Habe ich dich endlich erwischt.“ Mit einem Satz schnellt sie hoch und wischt die klebrigen Überreste der Mücke von ihren Fingern. „Nicht schuldig im Sinne der Anklage.“ Mit einem Lächeln auf ihren Lippen fällt sie zufrieden in einen tiefen Schlaf.

Manchmal sieht ein Ende ganz anders aus als vermutet.

Ich hoffe, es hat allen gefallen.

Ich würde mich freuen, euch im nächsten Monat wieder dabei zu haben.

Bis dahin wünsche ich eine schöne Sommerzeit.

 

Veröffentlicht unter Blog