Das Rendezvous

Moin und Hallo

Schön, euch wieder dabei zu haben. Heute ist der 14. Februar. Valentinstag.
Was passt da besser als eine kleine Geschichte.

Das Rendezvous

Robert hatte sich viel Gedanken über den Ablauf des Nachmittages gemacht und akribisch genau geplant. Seit Tagen war er immer wieder die einzelnen Punkte gedanklich durchgegangen. Hatte den Ring ein und wieder ausgepackt. Nun lag er doch wieder eingepackt und mit einer hübschen Schleife versehen auf dem Tisch. Gleich neben den süßen Delikatessen aus dem Feinkostladen, die er schon letzte Woche geordert hatte. Die leckeren kleinen Puddingteilchen und die Obstschnittchen, die der Konditor nur auf Sonderanfrage herstellte, lagen fein säuberlich auf einem Papptablett. Klitzekleine Käsekuchenpralinen rundeten das Bild sowohl farblich als auch in Größe und Form ab.

Mit einem leichten Lächeln um seine sonst eher ernsten Gesichtszüge packte er nun alles fast liebevoll in den extra gekauften Picknickkorb. Er runzelte die Stirn, als er beim Zulegen der Weinflasche seine vorherige Komposition etwas in Unordnung brachte.

„Planung ist alles“, murmelte er vor sich hin, um seine Nervosität zu bändigen. Nun noch die Decke obenauf gelegt und es konnte losgehen. Halt. Erst noch ins Bad. Vor dem Spiegel betrachtete er kritisch den neuen Haarschnitt und seine Kleidung. Etwas ungewohnt, die Jeans und das weiße Hemd. Aber er war zufrieden. Er fand, dass er anders aussah als sonst. Besser. Ob Gundi das auch fand. Ob sie es überhaupt sah? Ein leichter Schweißfilm begann sich unter seiner Nase zu bilden und er spürte die aufkommende Nervosität in der Magengegend.

Wieder in der Küche schaute er kurz auf seine Armbanduhr und gleich darauf aus dem Fenster. Das Wetter war kaiserlich und der Zeitpunkt zum Aufbruch war gekommen.

Eine halbe Stunde später sah er Gundi schon zu seiner Freude am Parkeingang warten. Er spürte sein Herz kräftig schlagen bei der Vorstellung, was in den nächsten Stunden passieren sollte. Er gönnte sich einen kleinen Moment des Durchatmens, da Gundi ihm den Rücken zugewandt hatte und am naheliegenden Teich ein paar Schwäne beobachtete. Sie hatte sich für ein hübsches Kleid entschieden. Robert fand sie wunderschön. Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte sie sich um und kam mit einem strahlenden Lächeln auf Robert zugelaufen.

„Du hast dich aber fein gemacht“, plapperte sie gleich los. „Und beim Friseur warst du auch. Und einen Picknickkorb hast du dabei. Ich liebe Picknick.“ Sie harkte sich bei Robert ein und zog ihn mit sich. Komm, ich zeige dir meinen Lieblingsort.“

Dass Gundi ihn so anstrahlte, bestärkt Robert in seinen Bemühungen und er ließ sich von ihr mitziehen. Schnell waren sie am besagten Platz, die Flasche Wein entkorkt und das Essen verteilt.

Roberts anfängliche Nervosität legte sich mit der Zeit und die beiden genossen die wärmenden Sonnenstrahlen und die Gespräche waren leicht und fröhlich. Die Leichtigkeit, mit der Gundi die Dinge sah, sprang mehr und mehr auf Robert über und er wurden immer sicherer und hatte bald das Gefühl, sein Anliegen vorbringen zu können.

Er stand langsam auf und nahm mit einer feierlichen Geste sein Glas in die Hand. Sein Blick war hingebungsvoll auf seine Angebetete gerichtet.

„Gundi. Ich“, er zögerte und fing prompt an zu stottern. Da war sie wieder. Diese verdammte Aufregung. Diese Schüchternheit, an der er schon immer gelitten hat. Er spürte, wie der Rücken unangenehm warm wurde. Wie der Schweiß sein Hemd durchtränkte.

„Gundi, ich möchte dir“, er räuspert sich erneut. Wieder blieben ihm die Worte im Hals stecken.

Gundi schaut ihn mit großen Augen an und rutscht etwas unruhig hin und her.

„Gundi, du weißt ja“ wieder unterbricht sich Robert. Sein Gesicht ist inzwischen puterrot und er kann den Schweiß nun auch am Kragen, an den Achseln und sogar an der Stirn spüren.

„Gundi, ich möchte“, auch dieses Mal kann er den Satz nicht beenden. Er ist irritiert. Gundi schaut ihn zwar immer noch an, aber sie zappelte inzwischen kräftiger auf der Decke hin und her.

Robert stockte der Atem, als er sah, dass sie das Gesicht verzog. Weint sie oder waren es Lachtränen. Aber das konnte nicht sein. Da war er sich sicher. Also nahm er sich erneut ein Herz und startete einen neuen Versuch. Den Letzten hatte er sich vorgenommen. Wenn er nun wieder kein Wort herausbekam, dann musste er sich etwas anderes überlegen. Aber was? Was sollte er nur machen. Er atmete stoßförmig aus und begann auf ein Neues.

„Gundi, ich …“ weiter kam er nicht.

Mit ebenfalls hochrotem Kopf sprang die Frau seines Herzens auf. „Ich kann nicht“, sagt sie um sich schlagend, „auf einem Ameisenhaufen sitzen bleiben und noch länger warten. Ich sage ja.“

So schnell kann es gehen. Ich wünsche allen einen wunderbaren Tag.

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