Aufbruchsstimmung Teil 2

Moin und Hallo

Und schon ist Mitte Januar. Ich freue mich, euch wieder dabei zu haben. Mit der Zeit ist es so eine Sache. Meistens hat man ein recht subjektives Gefühl über den Verlauf.  Soll etwas getan werden, wozu man überhaupt keine Lust hat. Hören eines schnarchnasigen Vortrages z. B., sind die Sekunden minutenlang. Wenn allerdings viel zu erledigen ist, sieht es mit der Empfindung des Zeitgefühls ganz anders aus. Schwupp, Zeit um.

In meinem ersten Beitrag des neuen Jahres habe ich mit der Aufbruchsstimmung begonnen. Viele von euch haben sich vielleicht genau wie ich dazu durchgerungen, endlich das Projekt zu starten, was schon lange im Kopf herumgeisterte und sind schon fleißig bei der Umsetzung dabei.  Manches benötigt aber auch etwas mehr Anlaufzeit, wie der folgende Beitrag zeigt.

 

„Du wirst immer fetter“, sagte Arno.

Die Worte kamen wie aus dem Nichts. Sibylla schloss die Augen und zwinkerte zwei, drei Mal, um die Tränen zurückzuhalten. Dann streckte sie sich, zog die Schultern zurück, hob den Kopf und atmete leise und konzentriert aus. So wie sie es immer tat. Wie sie es gelernt hatte, seine Gemeinheiten auszublenden. Wo waren sie nur hingekommen. 33 Ehejahre hatten aus ihm einen Menschen erschaffen, dem die Unzufriedenheit schon von Weitem anzusehen waren. Steile Stirnfalte und herabhängende Mundwinkel und nie ein Lächeln im Gesicht. Inzwischen ein Dauerzustand. Sie verstand es nicht. Der einst so sensible, ernsthafte junge Mann war am Leben zerbrochen. Es fehlte immer an Geld, aber sie waren gesund. Das reicht doch. Ihr genügte es. Sie war es leid, gegen seinen Missmut anzureden. Wozu? Wenn er in so eine Stimmung steckte, war es zwecklos.

Sie hatte gelernt, sich zurückzunehmen. Wegzuhören. Begann, ihren eigenen Weg zu beschreiten. Etwas zaghaft, aber der Anfang war gemacht. Sie stand mit dem Rücken zu ihm vor dem Spiegel und betrachtete sich in den grünen Hosen, die sie erst heute Morgen gekauft hatte. Es gab da so einen kleinen Second Hand Laden. Er war neu in der Stadt. Schon seit geraumer Zeit legte sie sich ein bisschen Geld zur Seite für ein Kleidungsstück oder was auch immer. Irgendetwas, an dem sie sich erfreuen konnte.

Sie zerrte an dem dunklen Oberteil, das ihr bis über die Hüften reichte, um kleine Fettpolster zu verstecken. Erneuerte die Wimperntusche und puderte sich die Nase.

So fett fand sie sich gar nicht. Eher vollschlank. Sie war keine 20 mehr und seine Vorliebe für deftiges Essen hatte ihre Hüften breiter werden lassen. Aber das wird sich jetzt ändern. Sie schaute zu ihrem Mann hinüber und musterte ihn. Er war kein durchtrainierter Mensch mehr. „Ja mein Lieber. Schweinebraten haben ihren Preis.“ Sie biss sich auf die Lippen, um bei diesem Gedanken nicht laut aufzulachen.

„Es kann spät werden. Dein Abendbrot steht in der Küche.“

Wie immer wartete sie vergebens auf ein Wort des Dankes oder die Frage, wo sie neuerdings drei Mal die Woche hinging.

Er hatte inzwischen den Fernseher angeschaltet und achtete kaum auf seine Umgebung. „Genug Bier kaltgestellt?“ Die Frage kam knurrend. „Er sieht mich gar nicht“, überlegte Sibylla. „Ich bin ihm schon lange egal.“ Die Erkenntnis half ihr auf dem Weg in ihre Zukunft. Der Job im Fitnessstudio bot ihr die Chance, sich zu verändern. Die Bezahlung war gering, aber die Menschen waren freundlich und sie durfte die Geräte kostenfrei nutzen. Mal schauen, was sich daraus entwickelte.

„Ich geh dann“, sagte sie und ließ beschwingt die Tür ins Schloss fallen.

Sibylla hat sich auf den Weg gemacht. Hat ihr Projekt gestartet und schaut was sich daraus entwickelt. Eine gute Überlegung.

Schon der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche sagte:

Ziele nach dem Mond. Selbst wenn du ihn verfehlst, wirst du zwischen den Sternen landen.

Schauen wir doch, was sich so alles entwickeln kann, wenn wir erst einmal beginnen. Bis dahin seit großzügig mit euch und habt eine schöne Zeit.