Es muss Frühling sein

 

Moin und Hallo

Ich freue mich, dass ihr mich gefunden habt und wieder dabei seid.

Es ist Frühling. Zumindest dem Kalender nach. Das Wetter hat es noch nicht gemerkt, aber die Tiere lassen sich nicht beirren. Wenn ich am Morgen in der Frühe und ich meine ziemlich früh (ich stehe um 5:15 Uhr auf) mein Fenster öffne, ist es noch still. Die Nachtvögel haben in der Regel ihre Kommunikation eingestellt und die Singvögel schlummern noch einen Moment.

Wenn dann aber der erste Ton erklungen ist, geht es richtig los. Alle pfeifen, flöten und schmettern wild durcheinander und es fühlt sich an wie ein Besuch im Konzert. Einen Unterschied gibt es allerdings. In einem Konzert würde man schreien den Saal verlassen. Schon das Einstimmen der Instrumente ist nicht so schön zu hören, aber man tröstet sich ja damit, dass es bald losgeht und dann wunderbare Klänge zu vernehmen sind.

In der Natur hört sich alles großartig an. Es muss also Frühling sein. Auch wenn es erst noch etwas schummerig ist, so geht es mit der Helligkeit doch zügig voran und bald ist der halbe Vormittag rum.

Sobald die Sonne auch nur einen Moment hinter einer Wolke hervorschaut, geht es im Garten zu wie auf einem Boulevard. Alles, was Beine und Flügel hat, ist dann unterwegs. Die Vögel sammeln Nistmaterial und räumen nebenbei den Rasen und die Beete auf. Die von den Stürmen hinab gewirbelten Ästchen verschwinden Stück für Stück in einem Nistkasten oder werden zum Nestbau in einer Hecke versenkt. Manche haben den Schnabel so vollgepackt, dass es mich jedes Jahr aufs Neue begeistert, mit welcher Inbrunst sie ihr Nestbau betreiben.

Vor ein paar Tage kam ein Starenpärchen und schaute etwas betreten in den kleinen Meisen Kasten. Mm, das war wohl nichts. Die sind dann auch gleich wieder los. Kann ich verstehen. Ich würde mich in einer Hundehütte auch etwas beengt fühlen.

Heute Morgen wollte eine dicke Hummel unbedingt durch das Esszimmerfenster ins Haus. Dickköpfig und scheinbar mit völligem Unverständnis nahm sie Anlauf und rauschte immer wieder aufs Neue mit einem satten „Klong“ vor die Scheibe. Mal ein Stück nach links, mal nach rechts usw. Die Spiegelung hat das arme Tierchen genarrt. War doch ein schöner Garten zu sehen und warum sollte man den nicht erkunden. Nach mehreren Versuchen hat sie es auch verstanden oder aufgegeben und ist im Garten entschwunden.

Ich habe das Gefühl, die war ein paar Tage vorher schon mal da. Oder die Hummeln sind in diesem Jahr besonders groß. Vielleicht hat sie etwas Zeit benötigt, um ihre Kopfschmerzen zu kurieren. Wer schon mal vor eine Glastür gerannt ist, weiß, was ich meine.

Ein weiteres Frühlingsmerkmal für mich ist der Schmetterling

Den ein oder anderen habe ich auch schon entdeckt. Einen Zitronenfalter, um genauer zu sein. Mit seinen leuchtend gelben Flügeln ist dieser immer sehr gut zu beobachten. Der war munter unterwegs und strahlte eine regelrechte Fröhlichkeit aus. Flog ein bisschen zickzack, mal höher, mal tiefer und plötzlich war er wieder weg.

Dabei muss ihm doch richtig kalt sein. Wenn ich mir diese zarten Flügel und Beinchen anschaue, dann bekomme ich trotz dicker Kleidung eine Gänsehaut.

Ich stelle mir das gerade vor. So ein Schmetterling sitzt bestenfalls Monate lang in seiner Puppe (kommt auf die Sorte drauf an), um sich zu entwickeln und dann ist Frühling. Endlich raus aus seinem beengten Domizil. Super.

Die Vorfreude ist immens.

Doch kaum hat er sich unter Kraftanstrengung befreit und seine Flügel zum Trocknen ausgebreitet, erkennt er das Dilemma. Er schiebt Kohldampf bis unters Dach und kaum Frühblüher vorhanden. Es ist kalt und regnerisch. Na, herzlichen Glückwunsch.

Okay, ich gebe es zu. Ich habe immer etwas viel Fantasie. Aber das liegt wohl an meiner erhöhten Vorstellungskraft.

Die funktioniert auch bei anderen Tieren.

Dieses Jahr scheint es viele Rotkehlchen zu geben. Zumindest in unserem Garten. Es würde mich freuen. Die sind immer so herrlich neugierig, wenn sie mich im Strandkorb sitzen sehen. Liegt vielleicht an meinem jetzigen Equipment.

Mit einer Decke zum Sitzen und noch einer über der dicken Jacke, den Schal um den Hals drapiert und dem Körnerkissen auf dem Bauch platziert, sehe ich bestimmt lustig aus. Ich frage mich, was sie sich in dem Moment piepsend erzählen, während sie ihre Aufgaben unterbrechen und zu mir hinüberblicken.

Ich kann es schon fast hören.

„Schau mal da. Ist ja ein bisschen schräg dieser Mensch. Scheint aber harmlos zu sein.“

Aber Spaß beiseite. Es wäre schon schön, wenn sich der Tierbestand etwas erholen würde. Ich mag mir nicht ausmalen, wie langweilig der Blick aus dem Fenster oder ein Besuch im Garten wäre ohne jegliches Leben um uns herum.

Es ist und bleibt ein Geschenk. Und wie bei jedem Präsent sollen wir uns daran erfreuen und es wertschätzen.

Es gibt viel zu entdecken, wenn man erst einmal sein Augenmerk darauf gerichtet hat. Habt wieder eine schöne Zeit und wenn ihr meine Rotkehlchen trefft, dann sagt ihnen ruhig: „Ihr habt ja so recht.“