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Adventskalender – Geschichte

     Moin und Hallo

     Wir sind im Dezember angekommen und wie in den letzten Jahren
     gibt es wieder eine Adventskalendergeschichte. Viel Spaß damit.

  1. Mimi Sternenstaub, auch Engel 123 saß im himmlischen Garten und träumte vor sich hin. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die Stimme erst wahrnahm, als eine Person direkt vor ihr stand. „Mimi Sternenstaub. Hast du Bohnen in den Ohren?“ Erschrocken schaute Mimi auf.
  2. Vor ihr hatte sich Wanja Leuchtfeuer, ihre Lehrerin aufgebaut und fuchtelte wild mit den Händen vor Mimis Gesicht herum. „Er hat es wieder getan. Dabei ist es das letzte Mal in einer Katastrophe geendet. Aber er ist ja unbelehrbar.“
  3. „Äh, ich verstehe nicht ganz. Wer hat was gemacht und welche Katastrophe ist wann geschehen.“  Mimi wartete auf eine Erklärung, aber vergebens, Wanja Leuchtfeuer wetterte gleich weiter. „Das kann er dir alles allein berichten. Eines sage ich dir. Ich halte es für eine Schnapsidee. Also los jetzt. Ich soll dich zu ihm bringen.“
  4. Sie gingen tiefer in den Garten und blieben vor einer Behausung stehen. Sofort wurde ihnen geöffnet. „Nur immer hereinspaziert.“ Die dröhnende, freundliche Stimme von Petrus beruhigte Mimi sofort. „Mimi Sternenstaub. Ich freue mich, dass du gekommen bist. Ich wusste gleich, dass du die Richtige für diese Mission bist.“ „Pah“, hörte Mimi die Stimme ihrer Lehrerin.
  5. „Eine Mission?“ Mit großen Augen schaute Mimi von einem zum anderen. „Oh, ich dachte, deine Lehrerin hat schon berichtet.“ Petrus kaute auf seiner Unterlippe. „Mm, na gut.“ Eine leichte Röte überzog sein Gesicht als er zu sprechen begann. „Ich habe mich auf eine Wette eingelassen. “„Eine Wette? Mit wem?“ Mimi schaute von Petrus zu Wanja Leuchtfeuer, die es gleich mit einem weiteren „Pah“ kommentierte. „Mit Luzifer.“
  6. „Was?“ Mimi kreischte los, dass Petrus zusammenzuckte. „Der aus der Unterwelt? Warum?“ „Weil Dummheit einen Namen haben muss“, murmelte Wanja Leuchtfeuer und fing sich einen strafenden Blick von Petrus ein. „Der hat so angegeben, dass alle Neuzugänge zu ihm wollen. Also habe ich dagegengehalten. Und ich dachte mir, wenn das eine schafft, dann bist du es.“
  7. “Oh.“ Mimi standen regelrecht die Haare zu Berge bei der Geschichte. „Okay, beim letzten Mal hat es nicht funktioniert. Aber bei dir bin ich mir sicher“, setzte Petrus nach und knetete seine Hände, dass die Finger laut knackten. „Pah, das ist ja den Bock zum Gärtner machen“, schnaufte Wanja Leuchtfeuer und erleichterte Mimi die Entscheidung. „Petrus, ich mache mit.“
  8. „Prima, dann lass uns loslegen.“ Petrus strahlte nun wieder und öffnete sogleich die Tür hinter sich. „Darf ich bekannt machen. Das ist Florian.“ Ein kleiner Junge mit stahlblauen Augen und schwarzen Haaren betrat den Raum. „Meine Freunde nennen mich Flo.“ „Ach wie der Floh, den wir jetzt im Pelz haben“, grummelte Wanja Leuchtfeuer. „Für alle anderen bin ich Florian“, vollendete er seine Vorstellung.

 

Mühsam ernährt sich nicht nur das Eichhörnchen

 

Moin und Hallo

Schön, dass ihr wieder dabei seid. Meine lange Sommerpause ist vorüber und
mein Projekt ist ein gutes Stück vorangeschritten.
Aber wie heißt es immer so schön. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Und manchmal nicht nur das, wie das folgende Gedicht zeigt.

Mühsam

Manchmal ist das Leben schwierig,
geht kaum hoch und mehr bergab
Zerrt an deinen Nerven gierig,
hält dich mächtig, dann auf Trapp

Langsam und sehr kurz der Fortschritt,
nicht verzagen, weitergehen.
Stetig dann mit kleinen Schritten,
vieles wird man später sehen.

Hoch den Kopf und frohen Mutes
morgens nach der langen Nacht.
Gibt es doch so manches Gutes,
wenn man auch nicht dran gedacht.

Mache doch mal eine Pause,
lass das Radio Fernsehen aus.
Packe deine sieben Sachen,
gehe in die Natur hinaus.

Lass dich dort von Frohsinn leiten,
halte inne dann und wann.
Denke an die schönen Seiten,
die das Leben bieten kann.

In diesem Sinne also. Habt wieder eine schöne Zeit.

Sommerpause

 

Moin und Hallo

Schön, dass ihr hineinschaut.

Der Titel des Bildes auf meiner Startseite ist bewusst gewählt,
um mich etwas mehr auf mein Buchprojekt konzentrieren zu können.
Habt also eine schöne Zeit und drückt mir die Daumen, dass ich gut vorankomme.

Ich werde berichten, wenn ich aus der Sommerpause komme.

 

Schaurig, aber angekommen

Moin und Hallo

Ich dachte mir, ich bleibe noch etwas in der schauerlichen Abteilung und freue mich, euch wieder dabei zu haben.

Die besten Gruselgeschichten schreibt noch immer das Leben.

Einmal Bahn fahren und die Haare stehen zu Berge. Irgendetwas ist immer. Im Sommer ist die Klimaanlage auf Frosten gestellt und man kommt sich vor wie auf Eis gelegt. Frischware hält sich bekanntlich länger, ich weiß.

Im Winter sind schon bei den kleinsten Frostgraden die Türen nicht mehr zu öffnen. Ich möchte mal wissen, wie es die Länder machen, in denen es richtig kalt ist.

Zugverspätungen sind schon fast an der Tagesordnung, aber in den letzten Jahren hat sich noch ein weiteres Phänomen eingeschlichen.

„Dieser Zug fällt aus.“

Großartig! Vor allem wenn man schon die halbe Strecke hinter sich hat oder nicht weiß, wie nun der Rückweg zu gestalten ist. Natürlich passiert so etwas am späten Abend. An einem Bahnhof, der im Normalfall schon als Handlungsort für Gruselgeschichten dienen kann. Sogleich kommt dann die übergroße Fantasie hinzu, ein Film spult sich vor dem geistigen Auge ab und verhindert das logische Denken. Schaurig ist nur schön, wenn man zu Hause mit einem Tee und Keks auf dem Sofa sitzt und einen Roman liest.

Dann doch lieber den Zugaustausch. Besonders mit gebuchten Platzkarten ist es sehr spannend. Da ist die Bahn allerdings flott. Es wird zügig umgebucht.

Wer bei mehreren Mailadressen die richtige, dem Handy zugeordnete angegeben hat, bekommt sogleich eine Benachrichtigung mit den neuen Platznummern. Ansonsten – ÄH – typischer Fall von Künstlerpech würde ich sagen. Vorausschauen ist wohl doch besser als Nachdenken. Oder umgekehrt? Egal. Mitdenken ist angesagt.

Wir sind ja lernfähig. – Und sportlich. Gleiswechsel ein paar Minuten vor der Einfahrt des Folgezuges. – Kein Problem. Fördert es doch den Herzschlag und kräftigt die Arm – und Beinmuskulatur. Gesellig wird es auch – und man lernt neue Leute kennen. Schließlich läuft man nicht allein von Gleis A nach B, sondern bewegt sich walzenförmig in einer sehr großen Gruppe vorwärts.

Ellenbogen raus und los. Aber nein. Das war Spaß.

Meine letzte Selbsterfahrung war ruhig und nett, mit sehr vielen hilfsbereiten Menschen, die Rücksicht genommen haben.

Alles in allem ist ein Spannungseffekt garantiert.

„Thank you for traveling with deutsche Bahn.“

Oft und gerne in Zielbahnhöfen zu hören. Nicht nur da. Wurde auch schon erfolgreich vertont.

Aber mal Spott beiseite. Ich reise immer noch gerne mit dem Zug. Mm. Zug von Ziehen, also vorwärtskommen. Aber ich wollte ja nicht mehr lästern. Also –

Wenn es erst einmal losgegangen ist, genieße ich es sehr nicht auf überfüllten Straßen unterwegs sein zu müssen. Mit einer leichten Decke als Klimaanlagenkiller, reichlich Essen, Trinken und Lesestoff versorgt, fühle ich mich gleich in Kindertage zurückversetzt. Noch heute kann ich kaum sitzend die Stulle oder das Brötchen auspacken und mit großem Appetit zubeißen. Inzwischen warte ich wenigstens so lange, bis der Zug rollt.

Zumindest meistens.

Die nächste Reise ist im Übrigen schon geplant. Und gebucht. Na ja, bis letzte Woche. Da kam die Nachricht, dass die Rückfahrt gestrichen ist und neu gebucht werden muss. Bisher hat es noch nicht funktioniert. Es ist Urlaubszeit und so ein Server hat wohl auch eine Pause verdient. Aber wir sind dran.

Habt also wieder eine schöne Zeit und kommt immer gut ans Ziel.

 

 

Ben

Moin und Hallo

Ein neuer Monat beginnt. Ich freue mich, dass ihr wieder dabei seid. Es ist Sommer und die ersten heißen Tage haben wir schon erlebt. Das wird sich wohl noch des Öfteren wiederholen. Somit kommt ein Text, bei dem sich die Nackenhaare stäuben und eine kleine Gänsehaut über den Rücken läuft, zur Abkühlung eventuell gerade recht. Viel Spaß damit.

Die ganze Geschichte spielte sich vor vielen Jahren im Spätfrühling ab. Schon seit Tagen war das Wetter wundervoll. Der Himmel so blau wie nur ein sonniger Himmel strahlen kann. Winzige Schäfchenwolken zogen langsam vorbei und die Sonne wärmte in einer Temperatur, die nur als perfekt zu bezeichnen war. Die Vögel zwitscherten munter und die ersten Hummeln und Bienen summten um die Wette.

Wir wohnten noch nicht allzu lange hier im Ort, sodass ich auf das Klingeln an der Haustür nicht sofort reagierte.

Als ich endlich öffnete, stand niemand mehr davor. Nur eine Gruppe Kinder war zu sehen, die die Straße entlangliefen. Sie mochten zwischen sechs und zehn Jahre alt sein und jedes hatte ein Spielzeug in der Hand. Die Mädchen, allesamt blond mit ordentlich geflochtenen Haaren, trugen Kleidchen, Kniestrümpfe und Lackschuhe und eine Puppe im Arm.

Die Jungs, dunkle Anzüge und ebenfalls feines Schuhwerk. Als Spielzeug ein großes Auto. Entweder Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen. Keines der Kinder gab auch nur einen Laut von sich. Komisch, für einen Festumzug waren es viel zu wenig. Somit hatte ich gleich den Gedanken an eine Sekte oder andere Gruppierung. Es war nicht ein Erwachsener zu sehen, trotzdem gingen die Kinder wie kontrolliert.

Wir hatten selbst keinen Nachwuchs, dennoch kannte ich genügend Kinder von Freunden oder aus der Verwandtschaft, um zu beurteilen, dass es so biblisch still wie in dieser Truppe nirgends zuging. Als Letztes kam ein Junge und trödelte hinter den anderen her.
Als er mich sah, winkte er kurz und lief dann schneller, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Irgendwie surreal. Ich schaute mich nach Nachbarn um, aber außer mir schien kein Mensch hier zu sein. Ich rieb mir über die Arme, um die kleinen Härchen, die sich aufgestellt hatten, wieder zu glätten. Es war nicht so schön, dass mein Mann zurzeit wenig vor Ort war und ich allein im Haus.

Ich schaute der Kinderschar hinterher und überlegte, wo sie wohl herkamen. Eine Erinnerung an ein Gespräch zwischen zwei Dorfbewohnern bahnte sich einen Weg aus meinem Gedächtnis. Die alte Villa am Waldrand.  Anfang des Jahres war wohl ein großer Umzugswagen durch den Ort gezockelt hatte nicht nur eine Ladung Möbel, sondern auch eine Schar Kinder an dem alten Haus ausgespuckt. Seitdem waren die neuen Bewohner wohl nicht mehr gesehen worden. Es soll ein recht merkwürdiges Volk sein. Aber solch ein Gerede darf man auch nicht überbewerten.

Ich wollte gerade wieder ins Haus gehen, als ein Teil der Kinder zurückkam und auf der Straße anfingen, mit Kreide zu malen und Ball zu spielen. Normale Tätigkeiten von Kindern halt. Das unangenehme Gefühl eines Knotens in meiner Magengegend löste sich etwas.

Der Tag glitt weiter voran und ich nahm meine Tätigkeiten wieder auf, als ich eine Stimme hörte. Dem Klang folgend fand ich eine kleine Gestalt in unserer Waschküche vor.

„Hallo. Wo kommst du denn her?“

„Von draußen. Die Tür stand offen. Ich wollte dir sagen, du bist die Liebe meines Lebens.“ Er strahlte mich an und kam sogleich auf mich zugestürzt, um seine Arme um meine Taille zu schließen und seinen Kopf mit einer sanften Geste an mein Brustbein zu legen. Ein Hauch einer Berührung, einem Schmetterlingsflügelschlag gleich. Solch kindliche Liebesbezeugungen war ich gar nicht gewohnt und stand für einen Moment wie erstarrt, bevor ich mich vorsichtig löste und ein Stück zurücktrat.

Ich betrachtete ihn genauer. Es war der kleine Junge, der vorhin den Abschluss gebildet hatte. Er musste inzwischen etwas gegessen haben, denn er roch nicht nur nach Schokoladenkuchen, sondern hatte seine klebrigen Überreste auf meinem Kleid verteilt, wie ich feststellte.

„Meinst du nicht, ich bin etwas zu alt für dich?“

„Nein, ich bin schon fast neun und ich möchte einmal geliebt haben, bevor sie mich holen.“ Sein Gesicht war zart, ein trauriges Lächeln umspielte seinen Mund. Doch am erstaunlichsten waren die braunen Augen, die schon sehr erwachsen wirkten.

„Wer will dich holen?“

Ich wartete, aber ohne mir zu antworten, war er schon durch die Tür verschwunden.

Am Telefon berichtete ich meinem Mann, was gerade geschehen war, als es im Obergeschoss polterte. „Bleib mal dran. Ich geh mal nachschauen.“ Mein Mann riet mir zur Vorsicht und ich schlich mit dem Apparat in der Hand die Treppe hoch. In einem Raum saßen zwei kleine Mädchen und schauten mich mit großen leeren Augen an. Es war totenstill. Mir wurde eiskalt, obwohl ich durch die Fensterscheiben in den sonnigen und blühenden Garten blicken konnte, hatte ich das Gefühl, die Temperatur im Raum wäre erheblich gesunken. „Was ist los? Sag doch was!“ Endlich drang die Stimme meines Mannes zu mir durch, und noch während ich ihm berichtete, erhoben sich die beiden Mädchen und gingen hölzern die Treppe herunter. Ich stand immer noch wie angewurzelt und als ich endlich unten ankam, war das Haus leer.

Mein Mann riet mir, die Polizei zu rufen, aber was sollte ich sagen. Wir waren noch recht neu im Dorf. „Bei mir im Haus waren Kinder. Sie sind sauber und gut genährt, benehmen sich 1 A und für einen bin ich die Liebe des Lebens.“

Ich hatte keinen Zeugen. Da kommen doch gleich die Männer mit dem Jäckchen und dem Verschluss auf der Rückseite. Also entschied ich mich selbst nachzuforschen und suchte die Villa auf. Dort war alles Verlassen und öde. Alles Klopfen und Rufen half nichts.

In den nächsten Tagen hielt ich immer mal wieder Ausschau, aber die Mädchen ließen sich nicht mehr blicken. Der kleine Junge aber kam jeden Tag. Umarmte mich einmal und verschwand wieder. Alle Versuche, etwas von ihm zu erfahren, scheiterten. Ich fand es merkwürdig, aber die Vorstellung, ein Jungenschwarm zu sein, auch ganz niedlich.

Nach einem ungewöhnlich heißen Tag braute sich am Abend ein Unwetter zusammen. Der Himmel war kohlschwarz, nicht ein Tier war zu sehen oder zu hören. Es war gespenstisch still. Alle Vögel und Insekten hatten sich verkrochen und es roch leicht nach Schwefel. Blitze und grollende Donner rollten in der Ferne und kamen in schnellem Tempo näher. Ich stand am Fenster und hatte alle Lichter bis auf einige Kerzen gelöscht. Als das Gewitter direkt über dem Haus tobte, klopfte es laut an der Vordertür.

Ich erstarrte. Was sollte ich tun, ich war allein. Ich verharrte ein Moment. Wartete. Lauschte. Schluckte. Knetete die Finger. Es klopfte erneut. Lauter. Dringlicher. Ich atmete tief ein und aus.

Ach was solls. Ich kann doch bei so einem Wetter keinen vor der Tür stehen lassen. Womöglich war es ein Kind. Also öffnete ich.

Vor mir stand ein kleiner Mann. „Ist er hier?“
„Wer?“
„Ben. Dunkle Haare fast neun Jahre.
„Nein. Warum läuft er denn bei diesem Wetter herum?“
„Er ist ausgebüxt. Er wollte sich wohl verabschieden.
Die anderen sind schon weg. Sie sind hier nicht mehr sicher.“
„Ich verstehe nicht.“
„Das glaube ich, aber ich habe keine Zeit. Ich muss ihn finden, und zwar schnell.“
„Ich komme mit.“

Flugs hatte ich mein Regencape übergeworfen und Gummistiefel angezogen. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet suchten wir das ganze Dorf ab. Nichts. Inzwischen goss es wie aus Kübeln. Trotzdem gingen wir weiter und erweiterten den Radius. Pünktlich mit Betreten des angrenzenden Waldes erlosch die Lampe. Die Batterie war leer. Stockdunkel und nur durch die Blitze erhellt schritten wir rufend die Wege ab. Die Sicht war gleich null. Irgendwo musste eine kleine Wanderhütte sein, das wusste ich, aber durch das Hin und Her und die Dunkelheit hatte ich jede Orientierung verloren. Stundenlang tobte das Unwetter und wir drehten uns gefühlt im Kreis, bis wir ein Lichtschimmer erblickten. Endlich. Die Hütte.

„Warten sie hier. Ich schau erst einmal allein nach.“ Eh ich etwas sagen konnte, war der Mann durch die Tür verschwunden.

So stand ich und wartete. Sekunden häuften sich zu Minuten. Von drinnen war kein Laut zu hören. Als ich die Spannung nicht mehr aushielt, betrat ich die Hütte. Der kleine Junge lag zusammengerollt wie eine Katze auf einem Feldbett. Als er die Augen öffnete, lächelte ich ihn aufmunternd an.

Er aber schaute mit leerem Blick durch mich hindurch.

In mir zog sich alles zusammen. Völlig durchnässt, zitternd und mit klappernden Zähnen hockte ich mich vor ihm nieder. Eins war sicher. Diesen Blick würde ich nie vergessen. Ein Schluchzer entwich meiner Kehle, als ich meine Hand vorsichtig auf seine Schulter legte.

„Wir sind zu spät gekommen“, hörte ich die leise Stimme des Mannes, der mit seinen hängenden Schultern noch um vieles kleiner wirkte als zuvor.

Es ist schon viele Jahre her.
Ich war die Liebe seines Lebens.
Ben.
Ich habe ihn nie wiedergesehen.

Ich hoffe, euch hat meine kleine Geschichte gefallen. Ob sie auch zur Abkühlung beigetragen hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber wenn ich euch unterhalten konnte, würde mich das sehr freuen.

Habt wieder eine schöne Zeit.

Herzenswünsche

 

Moin und Hallo

Schön, euch wieder dabei zu haben. Es hat sich für mich zu einer kleinen Besonderheit entwickelt, zweimal im Monat etwas auf meine Blogseite zu setzen. Manchmal ergeht es mir allerdings wie Paula, die im Moment mit einem großen Spektrum an Gedanken zu kämpfen hat.

Paula saß vor ihrem Laptop und starrte auf die weiß schimmernde Seite. Früher hatte sie auf leeres Papier geschaut. Ob man das nun Fortschritt nennen konnte? Sie wusste es nicht. War ihr auch egal. Es konnte doch nicht so schwer sein, den Text niederzuschreiben. Aber ihr fehlte es eindeutig an der nötigen Konzentration. Die Gedanken waren immer noch wie fokussiert. Auf ihn. Dabei war ihr Verhältnis beileibe nicht als innig zu betrachten gewesen. Eher so mit Vorsicht und gebremsten Schaum.

In den Anfängen war es ein ständiger Kampf. So hatte sie es zumindest empfunden. Aber im Laufe der letzten Jahre war eine Ruhe eingetreten. Nun war daraus eine Stille geworden.

Ein Text, den sie gelesen hatte, kam ihr in den Sinn. Er handelte von der Lebensuhr. Wahrscheinlich hätte sie den Poetry unter normalen Bedingungen gar nicht beachtet. Aber nun passte er. Zu ihr und ihrer Stimmung.

Sie schaute auf den Bildschirm. Inzwischen war er schwarz. Ihr war es nicht aufgefallen. Saß sie noch im Gedankenloch und hatte das Zeitfenster überschritten. „Es ist schon komisch mit dem Phänomen Zeit“ überlegte sie.

Im Grunde genommen ist sie für alle gleich lang. Der Tag hat 24 Stunden, 1440 Minuten, 86400 Sekunden. Nur wie der Zeitraum gestalte wird, ist unterschiedlich. Es ist wichtig, das Leben zu genießen. Vielleicht gelingt es nicht jeden Tag, aber es gibt die Möglichkeit der Einflussnahme. Paula nahm sich vor, wieder etwas besonnener durch den Tag zu gehen und achtsamer zu schauen, wo ihre Gedanken hinwandern. Es ist alles eine Sache der Betrachtung. Das berühmte halb volle oder leere Glas.

Paula seufzte. Früher hatte sie immer genervt mit den Augen gerollt, wenn ihr das Beispiel zu Ohren kam. Inzwischen sah sie den markanten Unterschied.

Also. Halbvoll. Sie atmet tief ein und tippte die Überschrift in dicker schwarzer Farbe.

Herzenswünsche

Einen hatte sie sich erst letztens erfüllt. Schon wieder drifteten ihre Gedanken ab. Aber dieses Mal lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Waren die Erinnerungen an die gemeinsam verbrachte Woche doch noch sehr präsent.

Viele Anekdoten kamen ihr in den Sinn. Unmengen von kleinen Vogelarten, Fischreihern, Kormorane und anderen Tieren hatten sich als Bilder in ihr Gedächtnis eingebrannt. Wenn sie die Augen schloss, sah sie die Landschaft an ihr vorbeiziehen und empfand sofort wieder diese Ruhe. Auf den durchfahrenden Seen tummelten sich die Segler oder kleinere Motorboote und fuhren teilweise in Kolonne mit Kind und Kegel. Der Menschenschlag war bezaubernd und die Städte klein und beschaulich. Es gab auch Großstädte, aber da waren sie nicht gewesen.

Jetzt, wo ihr die Erinnerungen wieder so nah vor den Augen stand, blickte sie erneut auf ihre Überschrift, setzte Doppelpunkte hinter das Wort und fing an, ihre Liste niederzuschreiben.

Das Leben ist nun mal endlich. Einerseits unschön, auf der anderen Seite aber zweckerfüllend. Und mit dem Gedanken, dass man nur ein Zeitfenster x hat, ist es gut, sich zu überlegen, wie man es nutzen möchte.

Zumindest an vielen Tagen. Von Paula inspiriert werde ich meine Herzenswünsche ebenfalls auf eine Liste setzte, damit ich auch keinen verliere auf dem Weg meines Lebens. Vielleicht probiert ihr es ebenfalls aus?

Habt wieder eine schöne Zeit und genießt dieses prima Wetter da draußen.

 

Die Lebensuhr

Moin und Hallo

Wie schön euch wieder dabei zu haben.

Manchmal überschlagen sich die Ereignisse und von einem Moment zum anderen ist alles anders. Leben ist das, was geschieht. Nicht alles ist planbar und es geht schon gar nicht zu verändern oder aufzuschieben.

Hierzu ein paar Gedanken von mir.

Die Lebensuhr, sie tickt und surrt
von Jahr zu Jahr beständig.
Im Gleichklang schlägt sie immerzu
beruhigend und lebendig.

Wie herzig ist der erste Tag
voll Freude, Glanz und Leben.
Ein tiefer Atemzug, ein Schrei.
Die Erde beginnt zu beben.

Ein neues Erdenbürgerlein
meldet sich an.
Es ist so schön mit anzusehen
und einzigartig der Gesang.

Besonders ist der erste Tag.
Ein Wunder jedes Mal.
Das Schicksal einem Würfel gleicht,
entscheidet, ob reich oder arm.

Ob Frieden, Liebe oder Krieg
die Karten sind verdeckt.
Im Laufe unserer Lebenszeit
so manches Mal versteckt.

Die Jahre ziehen schnell dahin,
es reihen sich Tag an Tag.
Das erste Drittel bald erreicht,
rhythmisch wie des Herzens Schlag.

Probieren, was jetzt möglich ist,
nicht alles wird gelingen.
Doch gibt es einen Grundstock bald
der wird es weiterbringen.

So geht es auf und mal hinab
zur Mitte deines Lebens.
So mancher große Traum zerplatzt.
Doch nichts war je vergebens.

Noch einmal drehen, einmal wenden,
die Richtung neu vergeben.
Die Asse aus dem Ärmel ziehen
und richtig sie durchweben.

Lieben, Lachen nicht vergessen.
Dankbar sein für das, was ist.
Freude auch den anderen schenken.
Endlich wissen, wer man ist.

Auch mal etwas innehalten,
nicht mehr stets ganz vorne sein.
Lieber den Moment genießen,
mal zu zweit und mal allein.

Das letzte Drittel rückt nun näher.
Die Zeit wird langsam knapp.
Manch Weggefährten sind schon fort,
doch Freund man noch, hat.

Erfreue dich an allen Tagen
der Sommer lang und hell.
An warmen Sonnenstrahlen,
so mancher Wärmequell.

Genieße es an diesen Tagen,
wenn im Herbst es stürmt und braust
und Wind in deinen Haaren,
die Gedanken dir zerzaust.

Begeistre dich an vielen Tagen
der Winter kalt und weiß.
Dicht am Ofen sitzend,
das Gesicht ist schon ganz heiß.

Ertrage auch die schweren Tage,
der Frühling kommt mit Macht
und zeigt ganz sanft und lieblich
die erste Blumenpracht.

Die Lebensuhr, sie tickt und surrt,
doch plötzlich steht sie still.
So ist nun mal der Lauf der Welt,
auch wenn man es nicht will.

Somit sage ich Tschüss für heute. Habt wieder eine wunderbare Zeit. Genießt das Leben und sorgt gut für euch und eure Lieben.

 

 

 

 

 

 

Der Selbstversuch

Moin und Hallo

Schön, dass ihr wieder dabei seid. Im letzten Eintrag habe ich mich mit dem Wandel bzw. mit dem „Dreh mich“ beschäftigt. Ich muss sagen, das Thema treibt mich immer noch um.

Es verändert sich im Moment ziemlich viel. Leider nicht unbedingt zum Guten. Trotzdem oder gerade deshalb sollten wir nicht die Ohren hängen lassen. Manchmal echt schwierig bei der täglichen Flut von Negativnachrichten.

Woran es wohl liegt, dass immer nur das Schlechte in Erinnerung bleibt. Er geschehen täglich so viel gute Dinge. Die sind aber gleich verschwunden, sobald irgendetwas schief geht. Morgens kommt in meinem bevorzugten Radiosender zum Schluss der Nachrichten immer eine Gute. Das finde ich schön. Warum gibt es so etwas nicht öfter?

Nun denn. Immer nur zu warten, dass man etwas Nettes hört, ist vielleicht nicht gerade der richtige Weg. Wir könnten selbst damit beginnen, positive Nachrichten zu verbreiten oder erst einmal für uns zu registrieren. Habt ihr schon einmal versucht, am Abend 5 positive Sachen aufzuschreiben, die sich am jeweiligen Tag ereignet haben. Liest man oft als gängige Methode.

Um es kurz zu machen. Ich habe einen Selbstversuch gestartet. Das wollte ich immer schon einmal machen.

Ich war entsetzt, wie schwer es mir gefallen ist. Ich saß und kaute an meinem Stiftende herum und mir fiel aber auch so gar nichts ein. Mein ganzes Denkmodul war auf etwas Großartiges ausgerichtet. Wenn schon positiv, dann richtig.

Die kleinen Dinge habe ich gar nicht wahrgenommen. Die waren entweder selbstverständlich oder nicht gut genug, um es auf meine Liste zu schaffen. Meine Erwartungshaltung, vor allem an mich, war überbordend. Es sind aber nicht unbedingt die großen Ereignisse, sondern die vielen Kleinen, die eine Veränderung bringen.

Laotse sagte:

Kannst du kein Stern am Himmel sein, so sei eine Lampe im Haus.

Eine Lampe? Fühlt sich nicht nach etwas Besonderem an. Ich wäre ehrlich gesagt doch lieber ein Stern. Aber was soll ich sagen. Er hat recht. Lampe passt zu mir.

Laotse hat im 6 Jahrhundert vor Christus gelebt. Die Menschen in seiner Zeit scheinen auch ihre Probleme gehabt zu haben. Das Bestreben für etwas Außergewöhnliches gab es somit wohl früher auch schon. Finde ich beruhigend. Da sind wohl auch andere schon in die gleiche Falle getappt.

Meinen Selbstversuch habe ich etwas abgewandelt.

In Dankbarkeit. Ich finde, das hat auch einen positiven Aspekt.

Vielleicht habt ihr auch Lust, einen Selbstversuch zu starten. Schöne Momente erleben, Freundlichkeit schenken, gute Gefühle sammeln oder was auch immer. Positive Ereignisse und Dankbarkeit kann ich auch empfehlen.

Ich wünsche euch viel positive Energie.

Habt wieder eine gute Zeit.

 

Dreh mich

Moin und Hallo

Ein neuer Monat beginnt und ich freue mich, mit euch in den Mai zu starten. Ich bin wie immer erstaunt, wie schnell die Zeit vergeht.

Draußen in der Natur sind spannende Geschichten zu beobachten und meine Fantasie schlägt des Öfteren Kapriolen. Wer mir schon etwas länger auf meiner Seite folgt, wundert sich nicht mehr.

Und den Erstbesucher wünsche ich viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.

Wo wir dann beim Thema wären.

Kommt euch das Bild auf der Startseite bekannt vor?

Dann habt ihr gut hingeschaut. Das Krustentier gab es schon einmal als Abstraktion. Es ist ein „Dreh mich“. Diesen Namen habe ich mir für Bilder ausgedacht, die sowohl im Hoch- als auch im Querformat betrachtet werden können.

Je nach Blickwinkel ergibt es eine vollkommen neue Variante. Als Kinder haben wir das bestimmt alle gemacht. Da wurde Rad geschlagen und Handstand frei oder an einer Mauer gelehnt ausprobiert. Die erste Variante war Kopf nach unten und durch die Lücke der beiden Beine schauen. Alles sah plötzlich vollkommen anders aus. Spannend.

Heute wäre mir mit großer Wahrscheinlichkeit schwindelig. Aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten.

Zum Beispiel bei einem Spaziergang. Wenn wir bei einer Tour nicht in die Runde laufen, sondern umdrehen. Auf einmal hat sich die Umgebung vollständig verändert und es gibt Sachen, Dinge, Gegenstände etc. zu entdecken, die wir vorher nicht beachtet haben.

Geht auch beruflich oder privat, wenn man in einer Gruppe oder auch nur zu zweit ein Thema beleuchtet. Durch die unterschiedlichen Denkansätze sieht man auf einmal andere Möglichkeiten.

Ist vielleicht nicht immer ganz einfach. Schließlich hat man sich im Laufe seines Lebens in seinen Denkmustern etwas eingerichtet.

Ist zumindest bei mir manchmal so. Wenn ich es schaffe, offen und wertfrei auf ein Thema zu schauen, dann wird der Blick klar. Ich muss nicht die Meinung übernehmen, aber zu hinterfragen oder ganz neue Ideen zu entwickeln, ist doch eine schöne Sache.

Dann habe ich mein eigenes „Dreh mich“ erschaffen.

Vielleicht habt ihr auch Lust, es auszuprobieren. Ich wünsche allen ein gutes Gelingen und wunderbare Erkenntnisse.

Habt wieder eine schöne Zeit.

 

Im Wandel

Moin und Hallo

Da bin ich wieder. In meinem letzten Beitrag habe ich mit dem Thema Frühling begonnen. In keiner anderen Jahreszeit, finde ich den Wandel so extrem und vielfältig. Alles scheint plötzlich in einer Startposition zu stehen. Die Vorsätze vom Jahresbeginn haben sich ein gutes Maß relativiert oder als schwierig erwiesen. So schön eine Verwandlung bei einem Schmetterling zu betrachten ist, so müssen wir bei uns doch oft erkennen, dass Veränderung harte Arbeit bedeutet.  Meist ein schmerzhafter Prozess. Der sich nicht selten sehr in die Länge ziehen kann.

 

Paula saß am Küchentisch und schaute aus dem Fenster. In der gleichen Taktung wie ihre Tränen liefen auch die Regentropfen an der Scheibe hinab und hinterließen Spurrillen.

Am Anfang wischte Paula noch das ein oder andere Mal über ihr Gesicht, aber der nasse Strom war nicht aufzuhalten und so ließ sie es.

Wie sollte es nur weitergehen. In den letzten Wochen hatte sie sich regelrecht abgemüht. Ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Pläne geschmiedet, Listen geschrieben, in sich hineingehört. Sie wollte so gerne etwas verändern.

In den einzelnen Lektüren, die sie gelesen ja fast verschlungen hatte, hörte sich immer alles ganz einfach an. Die schön ausformulierten Leitsätze, die herausgeschrieben so klar und doch so schwer zu verinnerlichen waren.

Manchmal waren es Geschichten und die heldenhaften Personen waren stark und im Hintergrund saß dann ein Mentor, der die Fäden gezogen hatte.

Sie selbst war nicht allein, aber einen Mentor besaß sie trotzdem nicht. Eines hatte sie das Leben gelehrt. Wenn du dich nicht selbst um alles kümmerst und dich bewegst, dann wird sich nichts verändern.

So hatte sie es immer versucht zu halten. Versucht. Eins der Wörter, dass sie hasste wie die Pest. Versucht ist gleichbedeutend mit gescheitert. Wenn, ich etwas versuche, dann ist es ohne Abschluss. Diese Erkenntnis trug sie sei Jahren mit sich herum. Sie hatte sich stets bemüht. Auch so ein Satz, der es nicht besser machte. Nicht, dass alle Personen, die sie kannte, ihr Leben im Griff hätten. Das nicht. Aber es ist leichter auf die Fehler und Unliebsamkeiten von anderen zu schauen als sich um die eigenen zu kümmern. Bei so manch gutem Vorschlag hätte sie ihrem Gegenüber am liebsten geraten mal an die eigene Nase zu fassen. Aber wozu. Es brachte ihr nichts.

Paula saß nun schon eine halbe Ewigkeit dort am Tisch. Man sollte nicht meinen das so viele Tränen im Körper Platz hatten. Wo die wohl alle herkamen. Draußen auf der anderen Seite des Fensters war es besser zu erkennen. Der Himmel war immer noch dunkel und wolkig und auch da schien kein Ende der nassen Pracht in Sicht. Die Tropfen klatschen an die Scheibe und liefen herab.

Im Gegensatz zu Paulas Tränen rannten die kleinen Wassertropfen regelrecht. Ob der Himmel sich nach so einem Sturzregen wohl auch befreit fühlt? Schließlich gibt es doch den Spruch – Der Himmel weint. Blödsinn. Ihre Fantasie ging mal wieder mit ihr durch. Früher hätte sie darüber gelächelt. Doch heute fehlte ihr sogar die Kraft, um ihre Mundwinkel auch nur einen Hauch anzuheben.

Nach einer Weile wurde der Tränenfluss langsamer. Seichter. Es heißt immer heilende Tränen wären dies. Auch das hatte sie gelesen. Sie mochte diese Vorstellung. Irgendwie tröstlich. Aber wovon sollte sie geheilt werden. Von ihren Wünschen, die sich nicht zu erfüllen schien, egal wie sie sich abmühte.

Ihrem Umfeld brauchte sie mit solch einem Thema gar nicht kommen. Die schüttelten sowieso schon alle den Kopf. „Was willst du. Dir geht es doch gut. Du hast einen großartigen Job, genügend Geld, bist gesund und …“ Die Aufzählungen hatten etwas Ermüdendes an sich. Paula hatte bald abgeschaltet. Sie war es leid sich erklären zu müssen. Am Anfang hatte sie es oft und gerne versucht. Mit leuchtenden Augen und voll Enthusiasmus hatte sie ihre Pläne dargelegt. Immer und immer wieder. Doch das Leben hatte ihr gezeigt, dass etwas wollen und etwas können nicht immer dasselbe sind.

In einem Buch war die Rede davon, dass es nicht alle, die es gerne möchten schaffen sich zu wandeln. Manche träumen nur von dem Leben, dass sie führen könnten, aber sie finden immer eine Ausrede, warum es jetzt nicht passt, und scheitern zum Schluss. Sie war bei diesem Satz regelrecht erstarrt.

Sie wollte kein Träumer sein. Keiner der nur auf den Teller schaut und nicht darüber hinaus. Sie wollte Weite und ihre Ideen verwirklichen. Wollte keine Ausreden mehr für sich suchen. Nicht immer ja sagen zu Aufgaben, die eigentlich nicht ihre waren.

Nicht nur durch ein Schlüsselloch schauen, sondern mutig die Tür aufstoßen. Nicht unbeherrscht dass sie gegen die Wand haute. Kraftvoll sollte es sein. Sie wollte so sein. Nicht mit gebeugtem Gesicht leise durch die Öffnung schleichen, sondern das Ziel kennend mit hoch erhobenem Kopf und einem klaren Blick nach vorne gerichtet.

Draußen hatte es aufgehört zu regnen. Die Sonne schob sich durch die Wolkenfetzen und breitete sich aus. Nahm wie selbstverständlich Raum ein. Das musste sie noch lernen. Auf natürliche Weise präsent zu sein. Sich nicht verdrängen lassen. Und schon gar nicht das Feld von allein räumen.

Paula stand auf und öffnete das Fenster. Nicht nur einen Spalt, sondern weit. Sie wollte die Veränderung spüren. Die Strahlen auf ihrem Gesicht kitzeln lassen. Sog tief einatmend die Luft ein. Es roch herrlich. Frisch und nach den Blumen, die sich nun Richtung der Wärmequelle drehten. Sie hörte die einzelnen Vögel zwitschern. Sie kannte alle. Nicht unbedingt die Namen, aber die Töne, die Melodien. Diese Unermüdlichkeit deren Textinhalt scheinbar nur ein Thema hatte. Ihr Ziel erreichen.

Ein kleiner Schmetterling flatterte auf sie zu und setzte sich auf die Fensterbank. Er hatte es schon geschafft. Hatte sich verwandelt, neu entwickelt. Wie jedes Jahr Unmengen von seinen Artgenossen. Eine Spezies, die sowohl zart als auch stark war. Wo wäre er wohl, wenn er ständig Selbstzweifel hätte. Wenn er sein Ziel aus den Augen verlieren würde.

Sie schaute auf das kleine Tierchen, das nun seine Flügel weitete und sich wieder auf seinen Weg machte. Es hatte nun wohl genug Kraft geschöpft. Seine Pause war zu Ende.

Das wollte sie auch. Sie hatte es verstanden. Es ist gut eine Pause zu machen und Kraft zu schöpfen. Aber um etwas zu ändern, muss man weiter auf seinem Weg gehen.

Paula hat noch mal die Kurve bekommen. Manchmal ist es eine Pause, die uns im Endeffekt weiter voranbringt. Ein Rückblick auf das, was man schon vollbracht hat, kann ebenfalls sehr Kraft schöpfend sein.

In diesem Sinne. Schön, dass ihr mich ein Stück begleitet habt. Ich wünsche euch wie immer eine gute Zeit.