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Die Herausforderung

Schön, euch wieder dabei zu haben. Der Sommer hat begonnen. Einen kleinen Vorgeschmack hatte wir letzte Woche. Das Wetter sonnig, die Tage lang. Die ersten Urlaubspläne wurden umgesetzt und manch Abenteuer erdacht. In genau dieser überschwänglichen Stimmung hatte sich Carolina eine besondere Aufgabe ausgesucht.

Aber lest selbst.

Mit jedem Schritt auf das geschlossene Gatter war ich langsamer geworden.
Was hatte ich mir nur bei dieser Aktion gedacht. Wandern mit einem Alpaka.
Ein Wildtier, das aus Peru, Bolivien oder Chile kam, oder zumindest deren Vorfahren. Und das alles, weil der von mir gelesene Artikel so geschrieben war, dass ich sofort loslaufen wollte. Ich hatte alle Bedenken über den Haufen geworden. Meine Angst vor großen Tieren ignoriert.

„Bitte hier warten.“ Den Text am Eingangsgatter hatte ich erst im letzten Augenblick gesehen. Fast wäre ich eingetreten. „Verflixte Nervosität. Beruhige dich“, ermahnte ich mich in Gedanken. „Was soll schon passieren. Die Tiere sind daran gewöhnt, mit den Menschen spazieren zu gehen. Sie lieben es.“ Das hatte das Alpaka mit dem Namen Heinrich begeistert berichtet. Ein Rest Zweifel blieb, aber nun war es eh zu spät. Das Geräusch von zuschlagenden Autotüren und Stimmen sagte mir, dass die anderen Teilnehmer nun eingetroffen waren.
Wie auf Kommando wurde das Gatter geöffnet und eine kleine Frau in derber Kleidung trat hindurch, um es sogleich wieder zu schließen. „Mist, ich hätte gerne schon mal hineingeschaut.“
„Hallo zusammen“, begrüßte sie uns. „Gleich zu Beginn ein paar Regeln. Alpakas sind kein Spielzeug und mögen nicht überfallen werden. Ein langsames Kennenlernen ist das Gebot der Stunde. Wenn sie Zutrauen gefasst haben, ist ein Streicheln oder Abklopfen möglich. Es sind Tiere und die haben ihren eigenen Kopf. Geduld ist gefragt. Ich möchte später nicht erleben, dass einer am Halfter zerrt, nur weil etwas nicht so gut funktioniert.“ Nach diesen Worten durften wir eintreten.

„Na, das war ja mal eine Ansage“, schoss es mir durch den Kopf. Dann erfasste mein Blick die Herde und mir brach der Schweiß aus. Die Alpakas waren schon beachtlich, aber kein Vergleich zu den Riesen daneben. „Lamas? Echt jetzt? Das sind doch die, die immer spucken, wenn ihn irgendetwas nicht passt.“ Alles sträubte sich in mir auch nur einen Schritt weiterzugehen.

Aber keine Chance. Meine Gruppenmitglieder schwatzend fröhlich neben mir und zogen mich regelrecht mit. Aus den Gesprächen hörte ich heraus, dass einige hier schon Erfahrung hatten. Sie steuerten sogleich auf einen großen Tisch zu, der unter einem riesigen Baum stand.
„Bevor wir starten, erzähle ich euch noch etwas von meiner Farm und den hier lebenden Tieren“, begann die Leiterin wieder. „Wandern mit Alpakas ist in den letzten Jahren in Mode gekommen. Leider…“

Ich hatte mich ans äußerste Ende gesetzt. Dort erschien für mich der beste Ort zu sein. Es war die größtmögliche Entfernung zu der Herde, die am anderen Ende in einem offenen Stall stand.
Eine fatale Entscheidung, wie ich nach kurzer Zeit feststellen musste. Die Tiere hatten sich inzwischen neugierig auf den Weg gemacht und liefen dorthin, wo der meiste Platz war. Zu mir.
„Galt nicht zu forsch auftreten auch andersherum? Scheinbar nicht.“
Ich schnappte nach Luft. Eine Gänsehaut krabbelte meinen Rücken hoch und hinterließ einen Juckreiz. Nur nicht bewegen.

Ein riesiges Lama schob sich nah heran und schaute von oben genüsslich etwas zermalmend auf mich herab. „Puh, da möchte ich meine Finger auch nicht zwischen haben.“ Drei Alpakas gesellte sich dazu und starrten mich an. Und nun? Die anderen Teilnehmer fanden es lustig, ich eher nicht. Langsam stieß ich die Luft aus und wartete. Hoffentlich kam nicht der Rest der Truppe auch noch hinterher. Nichts passierte. Okay, Entwarnung.
Ein Vorteil hatte diese Nähe. Ich konnte jedes einzelne Tier genau betrachten.
Sie hatten krumme Zähne und der Haarschopf stand lustig in alle Richtungen. Jedoch hatte jedes Tier ein unterschiedliches Gesicht. Beim längeren Betrachten war auch zu erkennen, wer eher ein Rebell oder ein Ruhepol war.
„Das Jungtier ist erst seit einigen Wochen in der Herde“, hörte ich die Besitzerin dozierte.
Ich betrachtete es. Es war nicht so zutraulich wie meine Miniherde, die inzwischen wieder abgezogen war. Mir war aufgefallen, dass alle von Fliegen regelrecht befallen waren. Vorwiegend im Gesicht. „Die armen Tiere.“ Verwundert stellte ich fest, wie schnell sich doch eine Sichtweise ändern konnte. Eben war die Entfernung nicht groß genug und nun machte ich mir Sorgen um sie. Es war stickig heute. Kein Windzug zu spüren. Paradiesisches Wetter für Krabbeltiere aller Art.

„So, nun habt ihr einen guten Überblick erhalten“, kam es von der Leiterin. „Ich verteile nun etwas Futter an euch und ihn könnt den ersten vorsichtigen Kontakt aufnehmen.“
Alle stürmten gleich los und lockten mit dem Futter. Oje, vor lauter Anspannung und Gedankenkarussell hatte ich wieder mal nicht zugehört. Wie sollte ich die Hand halten und zu wem nicht gehen? Und was hatte es mit dem Regen auf sich? Ich schaute nach rechts und links, um mich zu orientieren. Alle fütterten wild durcheinander. Die Luft war inzwischen zum Schneiden und die Fliegen entpuppten sich als dicke Pferdebremsen, die sich auf alles stützte, was der Nahrungszufuhr diente.

Ich hatte mir einen Ruck gegeben und die Hand vorsichtig vorgestreckt. Finger lang, wie man es bei Pferden macht. Ein älteres Alpaka hatte sich nach einigen misstrauischen Blicken meiner erbarmt und mit einem Zug alles weggesaugt. „Wir beide wären ein gutes Team“, flüsterte ich ihm zu und killte eines dieser Stechbiester, das sich auf meinen Arm gesetzt hatte, mit einem Schlag. Sogleich setzten sich zwei neue hin. „Ihr kommt wohl zu Beerdigung“, knurrte ich wild um mich schlagend. Mein vierbeiniger Freund schlackerte ebenfalls heftig mit den Ohren, um der Plage Herr zu werden.

„So“ hörte ich die Leiterin neben mir um meine Aufmerksamkeit bemüht. „Ich lege nun zusammen mit meiner Assistentin die Halfter an und dann können wir los. Wir gehen gemeinsam.“
Meine Spannung wuchs. Das anfängliche Unbehagen hatte sich von den großen auf die kleinsten Tiere verlagert. Ich wollte nur noch los. Weg von den widerlichen und stechenden Viechern. Weg von diesem Ort, an dem wir lebendig verspeist wurden. Ich bekam das Ende des Halfters übergeben und mein Alpaka lief fröhlich die Führung übernehmend los.

„Na, das funktioniert doch.“ Ich trottete zufrieden nebenher. „Bis zum Gatter konnte ich schon mal gehen. Ich sollte doch eh die Führung abgeben oder nicht?“ Ich versuchte mir die erhaltenen Informationen abzurufen. „Ach ja, auf keinen Fall ziehen.“
Hinter mir hörte ich eine Stimme etwas rufen. „Ob sie mich meinte? Ich konnte jetzt nicht zuhören. Ich musste mich auf meine Aufgabe konzentrieren.“
Ein Windzug fegte über uns hinweg. Mein Alpaka und ich. Eine Gemeinschaft. Wie schön. Und endlich frische Luft. Dann noch ein Windstoß. Die blöden Stechviecher waren wir auch los.
Der Platzregen kam ohne Vorwarnung. Eine Erinnerung aus dem Vortrag bahnte sich den Weg in den jetzigen Moment. „Bei Regen bewegen sich meine Alpakas keinen Schritt mehr.“

Unverhofft kommt oft.
Die Widrigkeiten des Lebens sind unvorhersehbar.
Habt wieder eine schöne Zeit.

Im Frühling

Moin und Hallo

Kaum habe ich mich von euch verabschiedet, ist ein Monat vergangen.
Ich bin jedes Mal erstaunt und freue mich, dass ihr wieder dabei seid.
Diesen Monat habe ich für die Startseite und den Blog das Thema „Im Frühling“ gewählt.
Ich empfand ihn erst etwas zögerlich und recht frisch an manchen Tagen. Unsere Meisen taten mir des Öfteren leid, wenn sie mit ihrem Futter im Schnabel und zerzaustem Gefieder den Nistkasten anpeilten.
Doch plötzlich drehte sich das Blatt und alle Tiere und Pflanzen haben mächtig Gas gegeben. So kam es mir jedenfalls vor. Gefühlt war es auf einmal überall grün und bunt. Eine Vielfalt von allem.
Ich habe es mal gedanklich zusammengefasst.

Im Frühling

Guten Morgen sagt der Morgen,
was ein wunderbarer Tag.
Blau der Himmel farblich prächtig,
was ein Frühlingstag vermag

Vögel singen, manche pfeifen,
zwitschern laut, melodisch gar.
Groß die Zahl verschiedener Stimmen
bieten sich des morgens dar.

Hummeln brummen um die Wette,
wechseln sich mit Bienen ab.
Blütenstaub in rauen Mengen
verteilen sie und nicht zu knapp.

Schmetterlinge gleiten fröhlich
lustig auf und dann herab.
Immer leise, nie verdrießlich
wie ein Hauch in Farbe satt.

Kleine Schnecken laufen Rennen.
Ab hinein ins nächste Beet
um die Wette mit dem Gärtner,
der so schön hat ausgesät.

Frosch und Kröten in den Teichen
quaken Stunden bald herum.
Molch und Goldfisch staunen leise,
bleiben dann doch lieber stumm.

Blumen strecken sich gen Himmel,
eine Vielfalt Groß und Klein.
Leuchten in den schönsten Farben
täglich mehr, so soll es sein.

Die Tage ziehen schnell durchs Land,
wie schön es zu erleben.
Der Sommer klopft schon kräftig an,
auch er wird manches geben.

Schauen wir mal, was der Sommer uns alles entdecken lässt.
Ich bin gespannt und wünsche euch wieder eine wunderbare Zeit.

Ein scheußlich schöner Tag

Moin und Hallo
Schön, euch wieder dabei zu haben. Ich war ein paar Tage unterwegs und habe dieses Mal für die Startseite eine Skizze von einem Bruchwasserläufer mitgebracht. Das Schöne am Reisen ist, man kann seine Gedanken laufen lassen. Ist zumindest bei mir so. Oft macht man sich auch unnötig Sorgen und landet in einer sehr unangenehmen Phase der Angst.
Im folgenden Beitrag kann Kati da ein Lied davon singen.

Kati stand vor dem Spiegel und strich über ihre Augenbrauen. Die Augenringe waren inzwischen nicht mehr zu übersehen. Die letzte Nacht war, wie so viele davor mit Albträumen durchsetzt.
„Ob Elli mich versteht?“ Die Angst breitete sich sofort in Kati aus. Wie immer, wenn sich der Gedanke an ihr Geheimnis in ihr breitmachte. „Später,“ überlegte sie mit einem Blick auf die Uhr. Die Schule fing bald an und sie hatte schon genug Probleme. Auf Zusätzliche hatte sie echt kein Bock.
Kaum hatte die Lehrkraft den Raum betreten, klappte diese die Tafel auf und enthüllte die Aufgaben. Übungsarbeit, Mathematik. Mathe war nicht das Problem. Das beherrschte Kati. Aber nicht auf diesem Platz. Seit der Neugestaltung der Gruppen saß sie in der letzten Ecke. Panik breitete sich in ihr aus und ein Schluchzer bahnte sich den Weg aus den Untiefen des Bauchraumes empor. Sie schluckte und schniefte und wühlte nach einem Tusch, aber die Tränen waren schon nicht mehr zu halten. Der ganze Körper bebte und Katis Angst, Aufmerksamkeit zu erregen, wuchs von Minute zu Minute.
Ihr Tischnachbar versuchte sie mit den Worten, „Ich verstehe die Aufgaben ebenfalls nicht“ zu trösten. Pah, dieser Ahnungslose. Eine Matheaufgabe hatte ihr noch nie Problem bereitet. Ihre Freundin Elli schaut herüber und legte den Kopf schief. „Was ist los“, flüsterte sie tonlos. Ohne die Möglichkeit einer Antwort saß Kati weiterhin schluchzend da. Die Lehrerin, ausgestattet mit dem Radar eines Wildtieres, hatte ihren Kopf gedreht und nahm sie in den Fokus. „Was ist denn hier los? Die Stimme war laut und durchdrang den gesamten Raum. Spätestens jetzt schaute alle in eine Richtung.
„Na großartig“, dachte Kati und wäre am liebsten unter dem Tisch verschwunden. Ihr Wunsch, dass die Erde sie verschlingen würde, war so intensiv, dass sie einen Moment ausharrte und darauf hoffte. Die Zeit blieb buchstäblich stehen. Die Lehrerin fixierte sie und wartete, während sie unablässig mit dem Fuß auf den Boden klopfte, auf eine Antwort. „Also, was ist hier los? Das geht alles von eurer Zeit ab.“ Die ersten Mitschüler fingen an zu maulen und Kati wurde abwechselnd heiß und kalt. Und das Gefühl, von allen angestarrt zu werden, ließ sie regelrecht schrumpfen. Mit tränengroßem Blick schaute sie zur Klassentür. Hatte Flucht einen Sinn? Sie seufzte tief.
Wie kam sie nur raus aus dieser Nummer. Alles in ihr weigerte sich, das auszusprechen, was schon seit geraumer Zeit wie ein Damoklesschwert über ihr hing. Die letzten Wochen waren schrecklich.
Sie senkte den Blick und murmelte leise einen Satz. „Ich…..mmmmm….“
„Was ist denn los mit dir? So kenne ich dich gar nicht.“ Ihre Lehrerin hatte sich hingehockt, sodass sie in Augenhöhe nebeneinander wären, wenn Kati nicht wieder auf den Tisch gestarrt hätte.
Sie schluckte mehrmals und atmete tief durch, um die richtigen Worte zu finden. Den Satz auszusprechen, der ihr Schicksal beschließen würde. Ihr einen Stempel aufdrücken würde. Sie stand buchstäblich mit dem Rücken an der Wand und hatte keine andere Wahl. Sich der Angst stellend schaute sie nacheinander in die Gesichter ihrer Freundin, des Tischnachbars und der Lehrerin. „Ich sehe nichts.“
Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend. Dann berührte die Lehrerin sanft Katis Schulter. „Gut, dass du es nun ausgesprochen hast.“
Das fand Kati auch. Ihre Erleichterung war grenzenlos. Alle Horrorszenarien sind auch später nicht eingetreten und Namen wie Brillenschlange etc. sind nie gefallen. Im Gegenteil, sie bekam viele Komplimente für ihre modernen Brillen.

Ich denke, wir alle haben schon Themen vor uns hergeschoben und wären vor lauter Sorge am liebsten in einem Mauseloch oder wo auch immer verschwunden.
Marc Twain 1835 – 1910 hat das wunderbar zusammengefasst.
„Ich hatte in meinem Leben viele Sorgen, von denen die meisten nie passiert sind.“
Für mich liegt viel Weisheit in diesem Satz.
Ich wünsch euch eine sorgenfreie Zeit.

Ostern

Moin und Hallo

Schön, dass ihr wieder hineinschaut.
Die vielen Meisen in unserem Garten haben mich zu dem Startbild verleiten lassen. Sie stehen bei uns schon parat und haben die Nistkästen bezogen. Scheinbar sind die Herren Meisen der Meinung, ständig ihr Revier bestimmen zu wollen.
Die Antwort habe ich zumindest gefunden, als ich eine Erklärung für das Phänomen suchte, warum sie an unseren Fenstern picken.
Es gab aber auch andere Erklärungen. Nun denn, warum auch immer.
Ins Haus wollen sie auf keinen Fall und mit dem Osterhasen haben sie auch nichts am Hut. Der hat so seine eigenen Probleme, wie der folgende Poetry zeigt.

Gestern habe ich den Osterhasen gesehen,
er ächzte und schwankte
und schnaufte gar sehr
und zog einen Karren hinter sich her.

Der quietschte unter der schweren Fracht
und hat es dem Hasen nicht leicht gemacht.
„So geht das nicht“; dachte das Tier
„Ich suche eine Hilfe mir.“

Die Hühner sahen das gar nicht ein.
„Du spinnst wohl alter Wicht.
Wir haben unseren Teil getan.
Nun seh mal zu und spute dich.“

Der Hahn sah ihn nur spöttisch an
und stolzierte gleich von dannen.
Und krähte laut mit stolzer Brust,
als hätte er es eh gewusst.

So zog der Hase alleine los.
Erst murrend, knurrend weiter.
Versteckte Eier mehr und mehr
und wurde doch bald heiter.

Ein Fläschchen hier,
ein Gläschen da.
Die Arbeit stört ihn gar nicht mehr.
Die Fracht wird leicht und leichter.

Zur Mittagszeit, er torkelt bald.
Der Kopf ist schon ganz schwer.
Die Flaschen mit bestem Eierlikör
sind auch inzwischen leer.

Die Sonne bald am Himmel brennt,
der Hase kichert leise.
Die beste Hilfe ist man selbst,
erkennt er schließlich Weise.

So ein Osterhase hat es auch nicht leicht, wie man sieht.
Ich hoffe ihr habt wieder eine schöne Zeit.

Altes Haus, was nun?

Moin und Hallo
Schön, dass ihr wieder vorbeischaut.
Wir gehen langsam Richtung Frühling. Noch fehlt mir etwas die Vorstellung bei dem ewigen Regen, aber wenn ich mich im Garten umschaut, sind die ersten zarten Knospen der Frühblüher zu sehen, wie sie den Kopf emporrecken, um auch das kleinste Fitzelchen Sonne dankbar anzunehmen. Kann ich vollkommen verstehen. In den ersten Läden habe ich schon Stiefmütterchen entdeckt. Da habe ich sofort eine Idee für die Startseite entwickelt. Für mich hat es immer etwas von Tatendrang an sich. Nach den langen, behäbigen Wintermonaten möchte man Platz machen für neue Ideen oder Projekte oder Lebensmodelle.
Schaut mal, was ein altes Haus erzählen kann.

„Das ich das erleben muss.“ Traurig schaute das alte Haus durch die trüben Fenster an der Vorderseite auf die lange mit Grasinseln bestückte Auffahrt. Der Bestattungswagen zeigte sich nur kurz. Bald setzte er den Blinker und war verschwunden. Mit ihm Meta, der Seele des Hauses.
Metas Bruder Walter hatte sich daraufhin träge Richtung Einfahrt begeben, um das große Tor, das seit Tagen quietschend im Wind hin und her schwang, endlich zu schließen. Eine mühsame Arbeit. Auf dem Rückweg, den er mit gebeugtem Rücken und hängenden Schultern zurücklegte, lief eine Träne seine Wangen hinab. Lag es am Wind? Wer weiß das schon. Das alte Haus sah es beim Näherkommen. Das, was es am meisten gefürchtet hatte, war eingetreten. Ein Zurück gab es nicht. Ab jetzt lag die Zukunft im Ungewissen. Sie waren allein.
Walter schleppte sich in die Küche und murmelte vor sich hin. „Ach Meta, ich komme mir vor wie ein Eindringling. Dieser Raum war doch von je her dein Revier. Hier hast du gekocht und Marmelade und andere Köstlichkeiten gezaubert und nun bist du entschwunden.“ Walter schüttelte den Kopf, nahm sich seinen Kaffee, der inzwischen kalt seit dem Frühstück auf ihn gewartet hatte, und schlich ins Wohnzimmer. Was folgte, war stille. Das alte Haus hielt buchstäblich den Atem an, bei dem Blick auf Walters Kummer. Kein Knarren der Böden, kein Klappern der Türen, keine Stimmen, kein Streit.
Laut war es in den letzten Monaten zwischen den Geschwistern oft hergegangen. Zumindest am Anfang. Metas Temperament ließ Walter oft aus dem Raum flüchten. Das alte Haus hörte ihn dann in seinem Zimmer schimpfen. Über die Ideenflut seiner Schwester. Die Flausen in ihrem Kopf, wie er es immer nannte. Er hatte nichts am Hut mit einer Kindertagesstätte oder einem Heim für werdende Mütter. Schon gar nicht mit Pensionen, in denen Radfahrer mit ihren Schuhen das Parkett ruinierten und Metas letzte Idee, eine Alten-WG zu gründen, nannte er Humbug. Er sehnte sich nach Ruhe und festen Ritualen. Mit Neuerungen hatte er sich schon immer schwergetan. Jetzt, im Ruhestand war er zufrieden mit Spaziergängen und einem leckeren Essen. Tief im Herzen stimmte das Bauernhaus ihm zu. Zumindest bis sich Meta alarmierend veränderte.
Sie wurde still und in sich gekehrt. Schaute keine Reisedokus mehr, rief keine Projekte ins Leben, dekorierte nicht, stellte keine Möbel um, probierte keine neuen Essensvarianten aus, entsagte der Musik und hörte auf zu tanzen. Der Garten, der immer ihr Steckenpferd war, lag brach. Auf das Vorziehen von Stecklingen hatte sie verzichtet. Dafür fuhr sie jede Woche in die fernergelegene Großstadt. Oft kam sie erst nach Stunden zurück. Die mitgebrachten Flyer und Rezepte räumte sie sofort weg, sobald Walter den Raum betrat. Nur ein einziges Mal gelang es ihm, für einen kurzen Augenblick ein Fragment zu erhaschen. Aber es nützte nichts. Namen und Fachbereich waren ihm unbekannt. Das alte Haus hörte und sah alles. Walters Ratlosigkeit, Metas Geheimniskrämerei. So war der Winter vergangen.
Die Atmosphäre unter den Geschwistern blieb angespannt, wie nie zuvor in ihrem Leben. Dem Haus war durch die mangelnde Liebe und Fürsorge seiner Bewohner fröstelig zumute. Trübselig schaute es zu, wie Walter durch die Räume schlich. Und hatte in den ersten Monaten Meta schwer seufzend in der Küche gesessen, so wendete sich das Blatt und es war Walter, der immer öfter mit aufgestütztem Kopf trübe vor sich hinstarrte und seufzte. Das alte Haus sah machtlos auf den Verfall einer Gemeinschaft.
Dann zog das Frühjahr ins Land und mit ihm eine Veränderung. Meta strotzte wie eh und je vor Tatendrang und fing an, ihre Sachen auszusortieren und zu einer Sammelstation für Bedürftige zu bringen. Kletterte in die obersten Winkel des Hauses, um zu sortieren, abzubauen und alles, was nicht Niet und nagelfest war, abzutransportieren. „Keine Belastung für die Nachwelt war ihr neues Credo.“ Und immer öfter „Freiheit“. Walter, erst erleichtert über diese Entwicklung wurde angst und bang. Sie war gar nicht mehr wieder zu erkennen. Ihr Leben lang hatte sie jedes Teil aufbewahrt und nach Themen geordnet, in Kisten und Regalen gestapelt. Aber jetzt. Minimalismus.
Wo gab es denn so etwas. Selbst das Bauernhaus seufzte laut und verstand die Welt nicht mehr. Was war falsch daran die bestehenden Werte zu bewahren. Auf dem Dachboden hatten ganze Generation ihre Sachen gelagert. Das waren doch Schätze. Obwohl dem Haus die Last manchmal etwas schwerfiel, so hing es an den lieb gewonnenen Teilen und es kam sich nackt und unnütz vor. Der Zahn der Zeit nagte an ihm. Die Dielen quietschten seit der Räumung lauter, die Fenster zogen noch mehr Luft und so manche Tür ratschte bei der Nutzung.
Dem alten Haus schwante, das es größere allumfassendere Veränderungen geben würde, und wünschte sich die Idee mit der WG käme doch zustande. Selbst Walter hatte Meta angesprochen und ihr seine Zustimmung bekundet. „Es ist zu spät“, war ihre Antwort. Und dann, eines Morgens, packte sie die letzte Tasche.
Das alte Haus vernahm das Schnappgeräusch des Verschlusses und das Rascheln ihrer Jacke, die an der Garderobe hing. Es hörte das leise Gemurmel der Geschwister. Den langsam ausgestoßenen Atem von Walter und die Abschiedsworte von Meta, die mit schnellen Schritten durch die Eingangstür tänzelte.
„Ach Meta, wie konntest du uns das antun. Mir und deinem Bruder. Du hast dich nicht einmal umgedreht. Kein letzter Blick mit Liebe in den Augen. Nicht ein Hauch des Bedauerns. Habe ich dir nicht jahrzehntelang ein Zuhause geboten? Wer putzt meine Fenster und achtet darauf, dass die Geräte gewartet werden. Wer kümmert sich um den Garten und kocht für Walter. Wer repariert und tapeziert und hält alles in Schuss. Was wird aus uns, während du leichten Herzens mit deinem Freund und seinem umgebauten und mit leuchtenden Farben lackierten Bestattungswagen auf Weltreisen gehst.“

So kann es gehen. Ich denke manchmal so ein altes Haus hat es auch nicht leicht. Gerade wenn ganze Generationen ein und ausgegangen sind, gibt es bestimmt eine Verbindung. Vielleicht habe ich aber auch nur zu viel Fantasie. Wie dem auch sei. Habt wieder eine schöne Zeit.

Vom Schreiben

 

Moin und Hallo

Schön, dass ihr wieder dabei seid.

Der Italiener Sandro Botticelli (1445 -1510) war als Maler und Zeichner einfach großartig.
Der Versuch, ein Fragment aus einem seiner Werke zu zeichnen, hat viel Spaß gemacht. War aber auch eine riesige Herausforderung.

Für die Startseite habe ich diese Zeichnung mitgebracht. Sie soll bei Interesse auf das Thema Schreiben einstimmen.

Vom Schreiben

Nun soll es losgehen,
eile dich.
Einen Text erstellen,
verweile nicht.
Die Ideen schwirren herum im Kopf,
vergleichbar mit Bohnen im Suppentopf.
Sie wollen raus,
machen sich zu breit.
Das nächste Projekt ist nicht mehr weit.
Aber welches Thema solls denn sein?

Krimi, Poetry Fantasy.
Liebesroman ist auch eine Kategorie.
Wie wäre es mit einem Klassiker?
Ein Schmöker, dick und schwer.
Ein Vorlesebuch, ein Kinderbuch,
was mit Tieren muss auch noch her.
Ein Kochbuch wäre auch sehr schön,
da gibt es Fotos noch zu sehen.
Und wenn du ganz und gar verrückt
ein Bilderbuch in den Fokus rückt.

Oder soll es doch lieber ein Sachbuch werden?

Beim Krimi oft was Totes winkt.
Ob blutig oder fein mit Gift,
Hauptsache mit Spannung,
das ist der Inbegriff.
Darf es etwas schärfer sein,
lädt der Triller zum Schaudern ein.
Die Liebe darf man nie vergessen.
Und mit reichlich Fantasy,
raffiniert gedreht, verwoben.
Da kann man sich dann selbst mal loben,
wenn Wünsche sich erfüllen
und Geheimnisse sich enthüllen.

Das geht auch poetisch, lyrisch fein.
Selbst Rätselhaftes darf es sein.
Rezepte immer gern gesehen,
auch in Romanen diese stehen.
Die Auswahl ist also riesengroß.
Nun ran an die Entscheidung
und dann los.

Ach ne,

Nun erst mal recherchieren,
suchen, sammeln und probieren.
Mutig die Charaktere benennen.
Ein Blick zur Uhr,
die ist am Rennen.

Aber dann

Wort für Wort und immer mehr.
Sätze reihen sich hinterher.
Blatt für Blatt und Zeile um Zeile
die Fantasie geht auf eine Reise.
Die Buchstaben fließen mehr und mehr
aus der Feder und füllen die Seiten.
Jetzt ist es gar nicht mehr so schwer.
Du schreibst und schreibst,
bist gar im Flow,
warum ist das nicht immer so?

Weil…

Inzwischen der Haushalt brach, liegt.
Der Ofen ist aus.
Du hast nichts gegessen.
Bestenfalls was getrunken.
Ach ja,
atmen nicht vergessen.

Und wenn das Werk dann erst vollbracht
Ist, oft vorbei die halbe Nacht.

 

Nun geht es ans Korrigieren.
Was soll ich sagen,
da kann man sich schon etwas plagen.
Wiederholungen sind zu vermeiden
und wozu gibt es eigentlich Normseiten.
Um Ideen aufzuschreiben,
reichen doch irgendwelche Seiten.
Regeln gibs
Grammatik auch.
Kürzen soll man, was ein Graus.
Du liest den Text zum x-ten Mal.

Wie hört sich dieser Satz denn an.
Ob man den noch verbessern kann?

Nein!

Fertig!

Außerdem …

Ich hab da mal eine Idee.

Ihr seht, mit dem Schreiben wird es nie langweilig.
Habt wieder eine schöne Zeit.

 

 

Schuld

 

Moin und Hallo

Schön, dass ihr wieder vorbeischaut. Manche Geschichten lassen mich nicht los. Da gibt es Spielraum für neue Ideen. Ein Beispiel dafür ist der folgende Beitrag. Wenn ihr länger auf dieser Seite unterwegs seid, erinnert ihr euch vielleicht an einen Blogbeitrag im Juli 2023 unter dem Titel „Ben“. Schaut gerne zur Auffrischung im Archiv.

 
Beim Erwachen war es dunkel. Stockdunkel. So eine Schwärze kannte ich nicht. Vorsichtig befühlte ich mein Gesicht. Augen, Nase, Mund. Alles war frei. Kein Tuch oder sonstiger Gegenstand bedeckte mich. Nur… Ich sah …  Nichts. Tief durchatmend versuchte ich der aufsteigenden Panik Herr zu werden. Konzentriert suchte ich im Körper nach einem Schmerz. Es gab keinen. Mein Herz schlug laut und wild in der Brust. Ich lauschte. Um mich herum, totenstille und Dunkelheit. Langsam wanderten die Hände weiter. Ich lag auf einer harten Unterlage. War es Holz? Eine Pritsche oder gar ein Sarg? Wie kam man nur auf solch eine Idee? Eine Gänsehaut ließ die Härchen am Körper emporstehen, dass es schmerzte.

Mühsam setzte ich mich auf. Mein Kopf dröhnte. Müde und benommen kreisten die Gedanken. „Wie war ich hierhergekommen? Denk nach. Komm schon. Du warst im Zirkus.“ Nichts. Keine Erinnerung. Übelkeit stieg in mir auf und der aufkommende Schluchzer war laut wie ein Knall.

„Na endlich. Wurde Zeit, dass du wach wirst.“ Die Stimme war kalt und kam wie aus dem Nichts.

Ein Ruck durchfuhr mich. „Hallo?“ Stille. „Ist da wer? Ich habe solch einen Durst.“ Die Worte waren nur ein Flüstern. War es real oder eine Einbildung.

Es gab keine Sicherheit. Seit damals nicht mehr. Nur Zweifel. Niemand hörte mir zu. Egal wie oft ich das Thema ansprach. Alle hielten mich für eine einsame Frau, die sich eine Geschichte ausgedacht hatte.

Das Geräusch neben mir löschte meiner Erinnerung. „Hier.“ Die Stimme war nah und etwas berührte mich am Arm. Ich griff zu und hatte eine Flasche in der Hand. Vorsichtig trank ich einen kleinen Schluck. Es schmeckte köstlich. Nie hatte Wasser so frisch und wohltuend geschmeckt.

„Du hast mich nicht erkannt? Oder?“ Die Stimme war klar und schneidernd, mit einem Hauch von Traurigkeit.

Ich atme langsam aus. „Was hatte er gefragt?“ Meine Gedanken wanderten dem kleinen Wanderzirkus. Vor der Manege stand ein Mann und starrte mich an. Irgendetwas an ihm kam mir bekannt vor. Seine Augen. Dieselbe Farbe. „Das ist nicht möglich.“ Meine Worte waren nur ein Hauchen. „Ben?“

„Ist der Groschen endlich gefallen?“ Seine Stimme triefte vor Gehässigkeit. „Ben? Das war ich einmal. Vor einer Ewigkeit. Bevor du mich im Stich gelassen hast.“ Er jaulte regelrecht. „Vor der Zeit, in der ich zum Stricher wurde. Wo Stecher oder Fummler mein Vorname wurde und alte Säcke sich an mir rieben. Ich wurde vermietet und verkauft. Es gibt keinen Ben mehr.“ Seine Stimme überschlug sich in hohen und schrillen Tönen.

Die Erinnerung an den damaligen Abend kam mit Macht. Das Unwetter, die Angst. „Er sagte, du bist verschwunden. So half ich bei der Suche. Sie dauerte die ganze Nacht, bis wir dich endlich in einer kleinen Hütte fanden. Aber zu spät. Es war schrecklich. Dein Blick.“ Meine Kehle schnürte sich zusammen und nahm mir für einen Moment die Stimme. „Ich saß eine Ewigkeit neben dir und versuchte, die Starre zu lösen. Dann kam die Müdigkeit. Beim Aufwachen warst du fort.“

„Ausreden“, zischte er. „Du hast geschlafen und mich ihm dadurch erneut ausgeliefert. Ich hatte geschafft, ihm zu entkommen. Das hat er mir nie verziehen. Mein Leben war die Hölle, selbst nach seinem Tod. Es existiert keine Befreiung. Nie mehr. Die Gedanken sind immer da. Und die Bilder.“ Er weinte. Ich hörte es an der Stimme.

„Es …. tut mir leid“, hauchte ich. Es gab nichts zu sagen. Kein Verzeihen. Nicht einmal Erlösung. Ich vernahm seine Verzweiflung und mit fielen die Augen zu. „Das Wasser“, flüsterte ich und hörte sein lachen.

Erschreckt fuhr ich hoch und lag in meinem Bett. „Was für ein schrecklicher Traum“, murmelte ich vor mich hin und griff nach dem Wasserglas. Der Durst war unangenehm. Ich trank gierig und überlege. „Ben.“ Es war lange her und die Erinnerung schmerzte wie eine alte Narbe.

Ich stand, im Bann des Traumes gefangen auf und stolperte gegen eine Flasche. Sie gehörte mir nicht. Angst stieg den Rücken empor wie ein kalter Strahl. Mit zitternden Händen hob ich sie hoch und entnahm ein Stück Papier. „Du warst die Liebe meines Lebens!“

Das war es für heute. Ich wünsche euch wieder eine schöne Zeit.  

 

 

Adventskalender – Geschichte

Moin und Hallo

Wir sind im Dezember angekommen und wie in den letzten Jahren gibt es wieder eine Adventskalendergeschichte. Viel Spaß damit.

  1. Mimi Sternenstaub, auch Engel 123 saß im himmlischen Garten und träumte vor sich hin. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die Stimme erst wahrnahm, als eine Person direkt vor ihr stand. „Mimi Sternenstaub. Hast du Bohnen in den Ohren?“ Erschrocken schaute Mimi auf.
  2. Vor ihr hatte sich Wanja Leuchtfeuer, ihre Lehrerin aufgebaut und fuchtelte wild mit den Händen vor Mimis Gesicht herum. „Er hat es wieder getan. Dabei ist es das letzte Mal in einer Katastrophe geendet. Aber er ist ja unbelehrbar.“
  3. „Äh, ich verstehe nicht ganz. Wer hat was gemacht und welche Katastrophe ist wann geschehen.“ Mimi wartete auf eine Erklärung, aber vergebens, Wanja Leuchtfeuer wetterte gleich weiter. „Das kann er dir alles allein berichten. Eines sage ich dir. Ich halte es für eine Schnapsidee. Also los jetzt. Ich soll dich zu ihm bringen.“
  4. Sie gingen tiefer in den Garten und blieben vor einer Behausung stehen. Sofort wurde ihnen geöffnet. „Nur immer hereinspaziert.“ Die dröhnende, freundliche Stimme von Petrus beruhigte Mimi sofort. „Mimi Sternenstaub. Ich freue mich, dass du gekommen bist. Ich wusste gleich, dass du die Richtige für diese Mission bist.“ „Pah“, hörte Mimi die Stimme ihrer Lehrerin.
  5. „Eine Mission?“ Mit großen Augen schaute Mimi von einem zum anderen. „Oh, ich dachte, deine Lehrerin hat schon berichtet.“ Petrus kaute auf seiner Unterlippe. „Mm, na gut.“ Eine leichte Röte überzog sein Gesicht als er zu sprechen begann. „Ich habe mich auf eine Wette eingelassen.“ „Eine Wette? Mit wem?“ Mimi schaute von Petrus zu Wanja Leuchtfeuer, die es gleich mit einem weiteren „Pah“ kommentierte. „Mit Luzifer.“
  6. „Was?“ Mimi kreischte los, dass Petrus zusammenzuckte. „Der aus der Unterwelt? Warum?“ „Weil Dummheit einen Namen haben muss“, murmelte Wanja Leuchtfeuer und fing sich einen strafenden Blick von Petrus ein. „Der hat so angegeben, dass alle Neuzugänge zu ihm wollen. Also habe ich dagegengehalten. Und ich dachte mir, wenn das eine schafft, dann bist du es.“
  7. “Oh.“ Mimi standen regelrecht die Haare zu Berge bei der Geschichte. „Okay, beim letzten Mal hat es nicht funktioniert. Aber bei dir bin ich mir sicher“, setzte Petrus nach und knetete seine Hände, dass die Finger laut knackten. „Pah, das ist ja den Bock zum Gärtner machen“, schnaufte Wanja Leuchtfeuer und erleichterte Mimi die Entscheidung. „Petrus, ich mache mit.“
  8. „Prima, dann lass uns loslegen.“ Petrus strahlte nun wieder und öffnete sogleich die Tür hinter sich. „Darf ich bekannt machen. Das ist Florian.“ Ein kleiner Junge mit stahlblauen Augen und schwarzen Haaren betrat den Raum. „Meine Freunde nennen mich Flo.“ „Ach wie der Floh, den wir jetzt im Pelz haben“, grummelte Wanja Leuchtfeuer. „Für alle anderen bin ich Florian“, vollendete er seine Vorstellung.
  9. Mimi kicherte noch, als Petrus mit der Lehrerin im Schlepptau die Hütte schon lange verlassen hatte. „Respekt. Ich gerate ständig mit Wanja Leuchtfeuer aneinander, aber so galant habe ich sie noch nie austricksen können.“ „Ich wollte nicht vorlaut sein, das passiert ganz von allein“, kam die zögerliche Antwort. „Mm kenn ich“, griente Mimi.
  10. Die beiden verstanden sich von Anfang an. Mimi zeigte Flo alle Orte und Räume. Am liebsten waren sie in der Küche bei der neuen Köchin. Belinda Zuckerschnute hatte immer ein paar Kekse für sie und schuf einen netten Ausgleich zu Wanja Leuchtfeuer, die jeden ihrer Schritte mit Argusaugen bewachte.
  11. Bald zog der Alltag ein und Mimi hatte nicht mehr die gleiche Zeit wie zu Beginn. Eines Tages betrat sie ihr Zimmer und fand Flo auf ihrem Bett sitzend vor. Er ließ eine große Kugel von einer Hand in die andere rollen. Mimi blieb fast das Herz stehen. Sie entriss ihm das Sturmglas und legte es zurück auf einen Gummiring, der zur Sicherheit diente. „Das ist kein Spielzeug.“
  12. „Wozu hast du das blöde Teil, wenn es zu nichts zu gebrauchen ist.“ Flo zog einen Flunsch und starrte weiter auf die Kugel. Mimi seufzte. „Okay, ich erkläre es dir. Die Weltklimakugel ist mit der himmlischen Wetterstation verbunden und zeigt das aktuelle Wetter auf der Erde an. Schau mal, jetzt scheint die Sonne.“ Flo zog die Augenbrauen zusammen und richtete seinen Blick starr auf Mimi. „Und warum steht die Kugel bei dir?“
  13. Mimi überlegte einen Augenblick. Das Projekt „Wetter“ war geheim und sie hatte versprochen niemanden etwas zu erzählen. „Äh, die Sache ist so“, stammelte sie los. Dann hatte sie eine Idee. „Das ist für die Schule. Ich habe eine Vier in Wetterkunde und der Wetterwart hat mir die Kugel gegeben, damit ich besser werde.“ Flo zog eine Augenbraue hoch und verließ ohne ein Wort den Raum.
  14. „Mist, Mist, Mist.“ Mimi saß auf ihrem Bett und raufte sich die Haare. Das Praktikum an der Wetterstation war ihr genauso wichtig wie die Mission, die Petrus ihr aufgetragen hatte. „Flo überzeugen, für immer zu bleiben“ und bis vor ein paar Minuten hatte alles funktioniert. Seufzend schaute Mimi auf die Kugel. Wenigstens auf der Erde schien die Sonne.
  15. Am nächsten Tag war Flo zu Mimis Freude wie immer und sie spielten eine Runde „Engel ärgere dich“ nicht. „Schau mal da. Endlich ist was los.“ Mit einem breiten Grinsen zeigte Flo auf die Kugel. Dicke Wolken zogen rasend schnell umher und es regnete so kräftig, dass kaum etwas zu erkennen war. „Oh nein, ich habe was zu erledigen. Wir sehen uns morgen.“ Mimi zog Flo mit aus ihrem Zimmer und rannte los.
  16. „Was ist geschehen?“, prustete Mimi außer Atem. Paulus Donnerschlag der Wetterwart schaute sie lächelnd an. „Es war nur ein kurzes Tief. Der Hebel der Wettermaschine hat gewackelt. Das passiert schon mal. Ich bin die nächsten zwei Tage nicht vor Ort. Lass ihn auf jeden Fall so stehen.“ „Okay“, murmelte Mimi unbehaglich bei dem Gedanken allein zuständig zu sein.
  17. In der folgenden Nacht plagten Mimi Träume über Unwetter. Aufatmend kontrollierte sie morgens die Kugel, die Kaiserwetter anzeigte und holte Flo in seiner Hütte ab. „Hast du Lust auf einen Ausflug?“ „Au ja, zur Wetterstation“ kam es wie aus der Pistole geschossen.“ „Äh, die ist geschlossen.“ Mimi merkte schon beim Antworten, wie sie rot anlief.
  18. „Komm, ich zeige dir dafür meine Lieblingswolke“, plapperte Mimi gleich weiter. „Kein Bock“, knurrte Flo. „Na, ärger im Paradies?“ Wanja Leuchtfeuers Zufriedenheit über den Streit stand ihr mit einem fetten Grinsen im Gesicht geschrieben. Flo reagierte sofort. „Nein,“ war seine zornige Antwort, bevor er losstapfte.
  19. „Puh, endlich mal Pause.“ Mimi hatte sich die Mission nicht so anstrengend vorgestellt. Die Lehrerin hatte ihr eine Standpauke gehalten und Flo war gar nicht mehr aufgetaucht. Sorgenvoll schaute sie auf die Wetterkugel, die ständig von Sturm auf Sonne wechselte. Drei Mal war sie zur Station gelaufen, aber der Regler der Wettermaschine stand wie immer.
  20. Kaum hatte sie sich ein paar Minuten auf das Bett gelegt, klopfte es und Flo trat ein. Sofort hob er die Kugel hoch und quietschte vor Vergnügen. „Schau mal wie lustig.“ Aus kohlschwarzen Wolkenformationen war ein Platzregen zu sehen. „Nicht schon wieder.“ Mimi sprang auf und flitzte gefolgt von Flo los zur Station. Zielsicher rannte er zu der großen Maschine und zog an dem Hebel. „Ich lasse es jetzt schneien,“ rief er. „Nicht“, schrie Mimi. Aber zu spät.
  21. „Das wollte ich nicht“, weinte Flo mit Blick auf die zerbrochenen Teile in der Hand gleich los. „Ich war so wütend und traurig. Deine Lehrerin behandelt mich wie einen Schwerverbrecher, obwohl ich mir solche Mühe gegeben habe. Und du hast ständig gelogen und etwas vor mir verborgen. So kam die Idee, dir einen Streich zu spielen.“
  22. Der Krach im Raum war ohrenbetäubend. Eine rote Lampe blinkte hektisch um die Wette mit einer Sirene, deren Jaulton bis ins Mark vordrang. Mimi stand wie angewurzelt. „Was für ein Schlamassel“, flüsterte sie. Flo trat neben sie und zupfte ihr am Arm. „Entschuldigung. Ich fand es zu Beginn lustig. Und der Rest kam von allein.“ Es dauerte einen Moment, bis die Antwort von Mimi kam. „Kenn ich“, griente sie.
  23. „Schickt Petrus mich fort? Luzifer hat gesagt, bei der ersten Kleinigkeit fliege ich raus.“ Flos Stimme war nur ein Flüstern. „Ach was, manche Ideen sind nicht die Besten. Darin bin ich Expertin. Das regeln wir unter uns.“ Mimi zwinkerte ihm zu. „Lass mal schauen, wie der Krach hier abzudrehen ist und was wir mit dem kaputten Hebel anstellen. Ich habe da schon eine Idee.“
  24. „Oh nein“, stöhnte Flo auf. Mimi hatte ihren Strahlenkranz abgenommen und drehte ihn, bis er die Form eines Stabes hatte. „Hilf mir mal.“ Zusammen stecken sie das Teil in die Maschine. Der Sirenenton erlosch sofort. Flo überprüfte die Kugel. „Puh, sieht prima aus.“ Dann schaute er besorgt auf. „Aber wie erklärst du den Verlust deines Heiligenscheines?“ „Ich würde sagen, das ist ein Fall von Notlüge“, schmunzelte Mimi. Petrus, der nicht weit entfernt stand, rieb sich zufrieden die Hände. „Ich habe es dir gleich gesagt. Mimi ist die Richtige. Sie ist verschwiegen und behält einen kühlen Kopf, wenn es schwierig wird. Mission erfüllt. Die beiden haben es geschafft.“ Pah mit Lügen und Betrügen“, grollte die Lehrerin. „Nein, Wanja, mit Vertrauen und Großzügigkeit“

In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne Weihnacht.

 

Mühsam ernährt sich nicht nur das Eichhörnchen

 

Moin und Hallo

Schön, dass ihr wieder dabei seid. Meine lange Sommerpause ist vorüber und
mein Projekt ist ein gutes Stück vorangeschritten.
Aber wie heißt es immer so schön. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Und manchmal nicht nur das, wie das folgende Gedicht zeigt.

Mühsam

Manchmal ist das Leben schwierig,
geht kaum hoch und mehr bergab
Zerrt an deinen Nerven gierig,
hält dich mächtig, dann auf Trapp

Langsam und sehr kurz der Fortschritt,
nicht verzagen, weitergehen.
Stetig dann mit kleinen Schritten,
vieles wird man später sehen.

Hoch den Kopf und frohen Mutes
morgens nach der langen Nacht.
Gibt es doch so manches Gutes,
wenn man auch nicht dran gedacht.

Mache doch mal eine Pause,
lass das Radio Fernsehen aus.
Packe deine sieben Sachen,
gehe in die Natur hinaus.

Lass dich dort von Frohsinn leiten,
halte inne dann und wann.
Denke an die schönen Seiten,
die das Leben bieten kann.

In diesem Sinne also. Habt wieder eine schöne Zeit.

Sommerpause

 

Moin und Hallo

Schön, dass ihr hineinschaut.

Der Titel des Bildes auf meiner Startseite ist bewusst gewählt,
um mich etwas mehr auf mein Buchprojekt konzentrieren zu können.
Habt also eine schöne Zeit und drückt mir die Daumen, dass ich gut vorankomme.

Ich werde berichten, wenn ich aus der Sommerpause komme.